Der Saarbrücker, das unbekannte Wesen

TRIER. (DiL) Im vergangenen Sommer sorgte eine Studie der Universität Trier über die Einstellung der Trierer zu den Partnerstädten in der Großregion für manche Überraschungen. Nun hat man die Saarbrücker genauer unter die Lupe genommen – und auch dort gibt es spannende Erkenntnisse.

Vor sieben Jahren gründeten Trier, Metz, Saarbrücken und Luxemburg das Städtenetz "Quattropole" - mit viel Vorschuss-Lorbeeren aus der Politik. Die erste wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme im Rahmen eines Projektes der Fremdenverkehrsgeografie an der Uni Trier zeigte im Jahr 2006 Erfolge und Defizite der Kooperation aus Sicht der Trierer Bürger auf. Dabei wurde deutlich, dass das Interesse an den Partnerstädten - ebenso wie die jeweiligen Sachkenntnisse - extrem auseinanderklaffen. Trier und Luxemburg: Das ist schon eine recht intensive Beziehungskiste. Trier und Metz hingegen sind allenfalls sehr entfernte Verwandte. Trier und Saarbrücken bewegen sich irgendwo dazwischen. Die Jung-Forscher unter der Ägide von Projektleiter Peter zur Nieden haben nun in Saarbrücken Station gemacht, um dort die Quattropole-Befindlichkeit zu analysieren. 700 Telefonbefragungen entlang der Bevölkerungs-Pyramide ergaben ein insgesamt repräsentatives Bild. Überraschende Erkenntnis: Das Gros der Saarbrücker interessiert sich herzlich wenig für die - gar nicht so fern gelegenen - Städte Metz und Luxemburg. Nur ein Viertel nimmt für sich in Anspruch, die beiden ausländischen Nachbarkommunen überhaupt näher zu kennen. Dagegen stuft die Hälfte der Saarbrücker ihre Trier-Kenntnisse als "sehr gut" oder "gut" ein. Besichtigung, Stadtbummel und Shopping sind die meist genannten Gründe für einen Trier-Besuch. Kultur, Events und Verwandtenbesuche rangieren deutlich dahinter. Zwei Drittel der Saarbrücker waren dagegen noch nie in Luxemburg, und die Werte für das gerade mal 65 Kilometer entfernte Metz sind nicht besser. Logischer Schluss: Entweder ist die Frankophilie der Saarländer reine Legende, oder sie reicht nur bis Forbach.Frankophilie der Saarländer nur Legende?

Dazu passt, dass sich die Mehrheit der Saarbrücker nicht ernsthaft auf Französisch verständigen kann. Addiert man die Befragten mit guten Kenntnissen und diejenigen, die mal eben so halbwegs über die Runden kommen, erreicht man gerade 45 Prozent. Das sind freilich immer noch deutlich mehr als in Trier, wo höchstens ein Drittel über einen Wortschatz oberhalb von "oui", "non" und "Bonjour" verfügt. Nachholbedarf gibt es auch, was die Institution "Quattropole" angeht. Nur ein Viertel der Befragten kann mit annähernder Genauigkeit definieren, was sich hinter dem Städtenetz verbirgt. Dagegen ist der Begriff "Großregion" 79 Prozent der Saarbrücker bekannt. Und immerhin zwei Drittel haben schon von der Kulturhauptstadt 2007 gehört. Dieser Anteil dürfte in Trier möglicherweise inzwischen sogar höher sein. Im letzten Sommer wurde er noch nicht abgefragt. Aber seither spielt er in der grenzüberschreitenden Medien-Berichterstattung eine zentrale Rolle. Bei letzterer haben die Studenten im Vergleich des Trierischen Volksfreunds mit dem Luxemburger Wort freilich ein erhebliches Ungleichgewicht festgestellt: Im Untersuchungszeitraum erschienen im TV gut vier Mal so viele Artikel über Luxemburg wie im Luxemburger Wort über die Region Trier. Eine Zahl, die wohl auch die realen Kräfteverhältnisse zwischen diesen beiden ungleichen Partnern widerspiegelt.

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