"Der Trend wird sich verschärfen"

BITBURG-PRÜM/DAUN. Wie gut sind die ländlichen Regionen in der Bundesrepublik mit Waren des täglichen Bedarfs versorgt? Dieser Frage geht eine neue Studie nach. Zwei der vier dafür untersuchten Kreise liegen in der Region Trier: Bitburg-Prüm und Daun.

Wer in den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun lebt, dürfte von der Studie des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV) kaum überrascht sein: Die Vor-Ort-Versorgung weise große Mängel auf, lautet das Ergebnis. Und der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) könne eine ausreichende Verbindung zu den zentralen Orten nicht gewährleisten. Dennoch liefert das gut 200 Seiten starke Werk, für das auch der zwischen Bremen und Hannover gelegene Landkreis Nienburg/Weser sowie der Landkreis Prignitz in Brandenburg untersucht wurden, interessante Zahlen. In den 109 Gemeinden des Landkreises Daun gibt es 97 Verkaufsstellen. 30 Prozent davon sind größere Geschäfte wie Supermärkte und Discounter, 68 Prozent sind Metzger, Bäcker oder Geschäfte unter 100 Quadratmeter. Die übrigen zwei Prozent konnten nicht zugeordnet werden. In 74 der 109 Gemeinden gibt es keine Versorgungseinrichtungen - das sind knapp 70 Prozent; betroffen sind 33 Prozent der Bevölkerung. Der Lebensmittelhandel konzentriert sich auf die größeren Städte wie Gerolstein, Daun und Hillesheim. 88 Prozent der Orte mit mehr als der Hälfte der Einwohner müssen ohne Lebensmittelladen über 100 Quadratmeter und damit mit einem begrenzten Sortiment auskommen. Im Kreis Bitburg-Prüm gibt es 154 Lebensmittel-Einzelhändler. Sie verteilen sich zu 21 Prozent auf großflächige Geschäfte und zu 77 Prozent auf kleinere Verkaufsstellen; zwei Prozent waren auch hier nicht zuzuordnen. 183 von 235 Gemeinden - vor allem im mittleren und nördlichen Teil des Landkreises - haben keine lokale Versorgungseinrichtung. Das sind knapp 80 Prozent der Gemeinden, in denen 40 Prozent der Bevölkerung leben. Mobile Händler, "Essen auf Rädern" und selten auch Nachbarschaftsläden können das Defizit der Studie zufolge kaum auffangen. Fazit: Der Einzelhandel zieht sich aus der Fläche zurück, die räumliche Konzentration der Verkaufsstellen nimmt zu, und nur wenige größere Gemeinden verfügen über ein breites Angebot. "Dieser Trend wird sich angesichts des Bevölkerungsrückgangs nicht nur weiter fortsetzen, sondern sich dahingehend verschärfen, dass auch das derzeit schon dünne ÖPNV-Angebot weiter abnehmen und es damit zu einer Verschärfung der bereits jetzt problematischen Situation kommen wird", meinen die Verfasser. Sie kritisieren unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Lösungsansätze in Rheinland-Pfalz: Die Landesplanung deute an, dass die zentralen Orte an Bedeutung verlören. Auf der Ebene der Regionalplanung werde dagegen gefordert, den Handel in eben diesen Orten zu konzentrieren. Bemerkenswert ist auch ein Nebenaspekt der Studie: "Das Potenzial einer stärkeren regionalen Versorgung mit Lebensmitteln ist bislang nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft", heißt es. Die Nachfrage nach ökologischen und tiergerechten Produkten übersteige das in Deutschland verfügbare Angebot. Kennzeichnung und Vermarktung seien allerdings unzureichend. Mängel gebe es auch bei Verfügbarkeit, Liefertreue und Preisgestaltung. Die Verbraucherschützer schlagen vor, für regional erzeugte Lebensmittel ein bundesweit einheitliches Dachmarken-System einzuführen.

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