Der große Wissensdurst der Kleinen

MAINZ. Neugierde wecken, Wissensdurst stillen und Spaß haben: Mehr als 13 000 Jungen und Mädchen hat das Projekt "Kinder-Uni" landesweit erreicht. Die Acht- bis Zwölfjährigen waren mit Begeisterung dabei.

"Crime-Time im Hörsaal - wie schreibe ich einen Krimi", hieß es im Mai im größten Hörsaal der Universität Mainz. Mit mehr als 1000 Kindern dürfte das Angebot der Gutenberg-Universität einer der Renner in der erstmals von allen Hochschulen des Landes angebotenen Kinder-Uni gewesen sein. Egal, ob Archäologen in Mainz versuchten, nach 3000 Jahren zu klären, "Wer ermordete Hanna?", Wissenschaftler an der Fachhochschule (FH) Kaiserslautern den "Zauberkasten der Physik" öffneten oder Sprachkundler an der Uni Trier den Kindern "Japan - Land der Spiele" näher brachten, die Resonanz war überwältigend. Alle Erwartungen seien übertroffen worden, sagte Bildungsministerin Doris Ahnen bei ihrer Bilanz. Der kleine Felix und seine Schwester Katharina ließen sich an der FH Trier erklären, warum das Butterbrot meist auf die Butterseite fällt und wie man Wasser schneiden kann, Physik-Professoren an der FH Kaiserslautern mussten erkennen, dass sie in Konkurrenz zur "Sendung mit der Maus" stehen und ihren neugierigen jungen Zuhörern ganz genau erklären müssen, warum der Radfahrer nicht vom Drahtesel fällt und auch ein volles Wasserglas umgedreht werden kann. "Wir haben eine Menge von den Kindern gelernt", bilanzierte mancher Wissenschaftler. Einige Professoren und Dozenten hätten schon etwas Bammel vor der ungewöhnlichen Herausforderung gehabt, räumt Frank Meyer, Koordinator des Kinderprojekts an der Universität Trier, ein. Doch alle hätten sich so gut eingearbeitet, dass sogar aus Spaß an der Aufgabe kurzfristig zusätzliche Kurse angeboten worden seien. Die 1000 "Kinder-Uni"-Ausweise waren nach den 20 meist ausgebuchten Veranstaltungen vergriffen. Die Uni Trier hatte sich auf die Schwerpunkte Sprache und Geographie konzentriert. So konnten die Kleinen in Italienisch oder Spanisch lernen, sich vorzustellen oder ein Getränk zu bestellen. In der Vorlesung "Beiß die Zähne zusammen" wurde Sprichwörtern auf den Grund gegangen. Noch bis Anfang September untersuchen die Geographen den "Boden unter den Füßen", auch auf dem Naturerlebnispfad der Landesgartenschau. Boden untersuchen, fühlen, riechen - und für Mutige auch schmecken, so heißt die Devise von Elisabeth Dressel. Regenwürmer werden beobachtet, Biotope besucht und gefragt: Warum sind Wüsten trocken? Fortsetzung so gut wie sicher

Exotische Angebote waren die Renner, wie Meyer berichtet. Auch an der FH Trier tummelten sich mehr Kinder als erwartet, ließen sich in die Welt der Roboter entführen oder zeigen, wie Ameisen Futter suchen. Begeisterung löste die Designerin Anna Bulanda-Pantalucci aus, die mit ihren Studenten und den Drittklässler der Trierer Ausonius-Grundschule Schulhof und Toiletten gestaltete. Das Projekt habe nicht nur Spaß gemacht, sondern sei eine interessante Erfahrung für Schüler und Studenten gewesen, sagt die Diplom-Grafikerin und hofft, dass die Kinder-Uni weiter läuft. Das Projekt ist laut Ahnen zwar eine große Herausforderung für die Hochschulen, doch angesichts der allgemeinen Begeisterung scheint sicher, dass es im nächsten Sommer fortgesetzt wird. Weitere Infos im Internet unter www.kinderuni.rlp.de.

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