Der sinnlose Tod einer Idealistin

Trier/Eberbach · Nur knapp drei Jahre hat die Ära von Dorothee Thaler als medizinische Chefin des Sozialpädiatrischen Zentrums Trier gedauert. 2010 hatte sie dort als große Hoffnungsträgerin begonnen, und Vorgängerin Marie-Luise Ipach ging beruhigt in Ruhestand: "Ich sehe mein Lebenswerk in guten Händen.".Nun ist Dorothee Thaler tot - Opfer eines Doppelmordes, dem auch ihr Mann zum Opfer fiel.

Trier/Eberbach. Dorothee Thaler war mehr als das, was man eine geschätzte Kollegin und gute Chefin nennt. Und nun ist sie tot - ermordet. "Sie war Kinderärztin aus Leidenschaft und Idealistin. Ihre Mission war es, benachteiligten Kindern eine optimale Förderung zu ermöglichen", erinnert sich Sandra Bartmann (42). Die damalige Geschäftsführerin des Caritasverbandes Trier war 2010 maßgeblich beteiligt an der Einstellung der neuen medizinischen Chefin des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) Trier.
Idealismus ist für diesen Job eine wichtige Voraussetzung. "Der Alltag in dieser Arbeit mit entwicklungsgestörten Kindern besteht aus Überlastung", sagt Marie-Luise Ipach. Die 66-Jährige hat das SPZ Trier mit aufgebaut und mehr als 20 Jahre lang geleitet und wollte schon vor 2010 in Ruhestand gehen - "aber wir haben lange niemanden gefunden."
Durchaus verständlich angesichts des Ärztemangels und der wenig lukrativen Aussichten in der Provinz. "Frau Thaler hat über die Liebe und die Bereitschaft verfügt, die Überlastung zu ertragen. Sie als Nachfolgerin zu haben, war für mich ein sehr gutes Gefühl", sagt Marie-Luise Ipach. Um so größer ist nun ihre Betroffenheit: "Ich kann es immer noch nicht fassen. Ein so tragischer und so sinnloser Tod."
Dorothee Thaler arbeitete in Trier, lebte aber dort meist nur die Woche über. Ihr Zuhause war Eberbach, wo sie und ihr Mann Harald Grote (65), Lehrer am örtlichen Gymnasium und Gemeinderatsmitglied, ein Haus hatten, in dem auch ihre Tochter und das zweijährige Enkelkind wohnen. Am Wochenende wollte die Medizinerin in ihre Zweitwohnung in der Trierer Südstadt zurückkehren, um nach zweiwöchigem Urlaub heute wieder zur Arbeit in die Luxemburger Straße zu radeln. Dort ist nach ihrem Tod nun Krisenmanagement gefragt. "Die Arbeit für die kleinen Patienten muss weitergehen. Wir wollen Ressourcen bündeln und die Versorgung sicherstellen", kündigt SPZ-Geschäftsführer Hans Tilly (61) an. Heute will sich das rund 110-köpfige SPZ-Team in Trier und den Außenstellen zu Gedenkminuten für Dorothee Thaler versammeln.Extra

Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) Trier, auch bekannt als "Kinderfrühförderung", ist eine Einrichtung für entwicklungsgefährdete, von Behinderung bedrohte und behinderte Kinder und deren Familien. Seine Aufgabe ist die frühzeitige Erkennung von Erkrankungen, die die Entwicklung der Kinder beeinträchtigen. Durch Therapie, Förderung und Beratung soll die Lebensqualität der Betroffenen gesichert oder verbessert werden. Das SPZ wurde vor gut 25 Jahren gegründet und steht in gemeinsamer Trägerschaft des Caritasverbandes für die Region Trier und der Lebenshilfen des ehemaligen Regierungsbezirks Trier. Neben dem Zentrum in Trier-Euren (Luxemburger Straße 144) unterhält das SPZ Außenstellen in Bitburg, Prüm, Daun, Wittlich und Hermeskeil. Das rund 110-köpfige SPZ-Team betreut jährlich mehr als 3300 kleine Patienten. rm.

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