Detlef Scheele ist neuer Chef der Arbeitsagentur

Nürnberg · Mit dem früheren Hamburger Arbeits- und Sozialsenator hat ein Mann vom Fach die Führung der Bundesagentur übernommen.

Nürnberg (dpa) Er ist der Neue an der Spitze der Bundesagentur für Arbeit (BA) - für Detlef Scheele ist der Job allerdings alles andere als neu. Mit seinem Amtsantritt als Vorstandschef der Nürnberger Mammutbehörde hat der 60-Jährige eigentlich nur die Perspektive gewechselt. Denn die Bundesbehörde kennt Scheele nicht erst, seit er im Spätsommer 2015 zum Nachfolger von Heinrich Alt in ihren Vorstand berufen wurde. Seit Samstag ist er nun als Nachfolger von Frank-Jürgen Weise auch ihr Chef.
Als erfahrener Arbeitsmarktpolitiker arbeitet der Sozialdemokrat mit der Bundesagentur schon seit Jahrzehnten zusammen. Jahrelang hatte er mit Menschen zu tun, die nur schwer auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß fassten. Erst leitete er in Hamburg ein Zentrum für berufliche Qualifizierung, später die Hamburger Beschäftigungsgesellschaft Hamburg Arbeit, bevor er in der Bundesregierung und später im Hamburger Senat als Sozial- und Arbeitsmarktpolitiker Karriere machte.
Fachleute sind sich daher einig: Der Wechsel von Weise zu Scheele für die Bundesagentur stellt eine Zäsur dar, die die Bundesbehörde verändern wird. Stand Weise - neben den Hartz-IV-Reformen - vor allem für die stärkere unternehmerische Ausrichtung der Bundesagentur, so rückt mit Scheele ein Experte an die Bundesagentur-Spitze, der Arbeitsmarktpolitik in erster Linie als sozialpolitische Aufgabe versteht.
An Ideen, wie man etwa die seit Jahren hohe Langzeitarbeitslosigkeit verringern könnte, fehlt es Scheele daher nicht. Die Vorarbeit dafür hat bereits in den vergangenen Monaten - noch an der Seite des früheren BA-Chefs Weise - geleistet. Jetzt aber will der frühere Hamburger Arbeits- und Sozialsenator in die Vollen gehen - und vieles von dem umsetzen, was er nach seiner Einschätzung schon in seiner Heimatstadt umgesetzt hat.
Einer seiner Kernpunkte lässt sich mit dem Begriff "Prävention" auf den Punkt bringen: Scheele will dank einer "lebensbegleitenden Berufsberatung" erreichen, dass Menschen gar nicht erst arbeitslos werden. Langzeitarbeitslose sollen künftig intensiver betreut werden; viele von ihnen will er mit öffentlich geförderten Jobs zumindest die Chancen zur befristeten "Teilhabe am Arbeitsleben" geben.
Und auch Arbeitsagenturen werden sich neu aufstellen müssen; sie sollen künftig mehr Lotse als Jobvermittler sein.
Viel Zeit hat der 60-jährige BA-Chef für die Umsetzung seiner Pläne allerdings nicht: Anders als vielen seiner Vorgänger bleiben dem Neuen an der BA-Spitze nur wenige Jahre bis zum Erreichen seines Rentenalters. Und dass der Verwaltungsrat Scheeles Fünf-Jahresvertrag über die Ruhestandsgrenze hinaus verlängert, gilt nach den Erfahrungen der Vergangenheit als eher unwahrscheinlich.
Dass Scheele vor allem auf dem Ticket von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) nach Nürnberg kam, behagt nicht allen im BA-Verwaltungsrat. Manche hätten im drittelparitätisch besetzten Aufsichtsgremium wohl lieber wieder einen unternehmerisch orientierten Behördenlenker à la Weise gehabt statt eines Parteipolitikers vom Format Scheeles.
Der bemüht sich derweil dem Eindruck entgegenzutreten, seine Nähe zu Arbeitsministerin Nahles lasse ihn in Konflikten mit Berlin zu wenig Rückgrat zeigen. "Sie müssen sich keine Sorgen machen: Ich war noch nie so unabhängig wie zur Zeit", hob er hervor. Ministerin und Bundesagenturchef hätten ganz unterschiedliche Aufgaben und Rollen, das habe er gegenüber der Ministerin auch deutlich gemacht. "Da darf es nicht zu einer Rollendiffusion kommen", unterstreicht Scheele. Auch als Vertreter der Länderminister habe er sich früher immer mal mit der Bundesarbeitsministerin gestritten.

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