"Die EU ist beneidenswert"

Europa hat nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts große Fortschritte gemacht. Jetzt heißt es, für die eigenen Werte eintreten. Das war der Tenor der ersten Kueser Gespräche.

Bernkastel-Kues. (bw) "Quo vadis, Europa?" (Wohin gehst du, Europa) lautete der Titel der ersten Kueser Gespräche. Ist Cusanus als Impulsgeber für das heutige Europa nützlich? Das diskutierten der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel, der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, der ehemalige SWR-Intendant Peter Voß, Ulrich Pitkamin, Vorsitzender der Geschäftsführung Boehringer Ingelheim, sowie Cusanus-Forscher Kazuhiko Yamaki von der Waseda Universität Tokyo. Martin Thomé, ("Projektgruppe Wissenschaftsjahr 2009") moderierte die Diskussionsrunde. Cusanus' Grundsätze vom Gleichgewicht zwischen Religion, Staat und Wirtschaft, zwischen Wissenschaft und Philosophie sowie die Bereitschaft zum Dialog bildeten die Grundlage. Es ging sowohl um konkrete Wünsche zur Entwicklung der EU als auch um die Frage, welche Werte der Gemeinschaft zugrunde liegen sollten. Einig waren sich alle, dass Europa schwere Zeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt habe, nun aber "auf einem exzellenten Weg" (Pitkamin) sei. Dennoch gebe es Herausforderungen. Voß sagte, Europa müsse für Freiheit und Toleranz eintreten und die Freiheit auch verteidigen: "Wir tun jetzt schon zu viel nicht aus Angst vor Terror." Wiesemann plädierte dafür, Andersdenkende "ernst zu nehmen und ihnen mit Wahrheitsanspruch" zu begegnen. Bernhard Vogel wünscht sich, dass sich die EU einig ist, was sie will, und dass klar ist, dass es immer Nachbarn geben werde: "Wir können nicht alle aufnehmen, die beitreten wollen. Es müssen Angebote gemacht werden, wie wir nachbarschaftlich zusammenarbeiten." Mit einem ostasiatischen Blick auf die EU sprach Yamaki: "Die EU ist beneidenswert. Wir haben sehr viele Staaten in Ostasien, aber keine Union. Sie sollten dafür dankbar sein."

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