"Die Hungernden brauchen Land"

Der Welternährungsgipfel in Rom ist zu Ende. Aber nimmt er einem einzigen Hungernden seine Sorgen? Wir haben nachgefragt, was die Abschlusserklärung wert ist.

Rom. Ulrike Höfken ist nicht nur eine rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete. Die Grünen-Sprecherin für Ernährung und Agro-Gentechnik war auch beim Hungergipfel in Rom mit dabei. Ihre Bilanz fällt positiver aus als die vieler Hilfsorganisationen. Mit Höfken sprach unser Mitarbeiter Dietmar Brück.

Hilft der Gipfel von Rom den Menschen, die täglich Hunger leiden müssen?

Höfken: Der Gipfel ist auf jeden Fall besser als sein Ruf. Und das gilt auch für die Abschlusserklärung. Allein die Tatsache, dass ein UN-Ernährungsausschuss gebildet wurde, ist ein Fortschritt. Dieses Gremium wird mit hochkarätigen Experten besetzt und arbeitet an einem konkreten Zeitplan, wie wir den Hunger in der Welt lindern können.

Derweil stirbt alle fünf Sekunden ein Kind ...

Höfken: Natürlich geht der ganze Prozess viel zu langsam. Natürlich sind die Ergebnisse nicht verbindlich genug. Diese Kritik kann niemand entkräften. Dennoch gab es positive Entwicklungen.

Die da wären?

Höfken: Das Recht auf Nahrung ist auf Ebene der Vereinten Nationen gegen alle Widerstände anerkannt worden. Wir haben Ziele verabschiedet, hinter denen sich alle Länder versammeln und die Sinn haben: Die Hungernden müssen Zugang zu Land bekommen. Für sie müssen Betriebsmittel und Kredite bereitgestellt werden. Und Kleinbauern und Frauen werden besonders gefördert.

Und was hat der Kleinbauer in Ruanda davon, der nicht weiß, wie er seine Großfamilie mit den Erträgen seines kleinen Feldes ernähren soll?

Höfken: Dieser Bauer kann sein Recht auf Nahrung bei der Regierung einklagen. Diese wird sich rechtfertigen müssen, erklären, was sie tut, um seine Lage zu verbessern.

Oder der Bauer wird mitleidig belächelt und nach Hause geschickt ...

Höfken: So einfach ist das nicht. Denn jedes Land wird genau erklären müssen, wie es konkret gegen Hunger und Unterversorgung vorgeht. Der Prozess, der von den Vereinten Nationen eingeleitet wurde, nimmt die Regierungen beim Wort.

Das wurde schon bei den Millenniumszielen versucht, die krachend gescheitert sind. Wer glaubt noch, dass sich die Zahl der Hungernden bis 2015 halbieren lässt?

Höfken:Natürlich ist der Prozess mühsam. Dennoch: Die Uno arbeitet mit konkreten Zeitplänen.

Und es wird inhaltlich umgesteuert: Ländliche Entwicklung und Nahrungsmittelerzeugung werden wieder viel stärker gefördert - auch durch die Weltbank.

Und die reichen Länder subventionieren weiter ihre Landwirtschaft?

Höfken: Das zerstört die Märkte in den armen Ländern. Trotzdem fördern wir den Überschuss - etwa bei der Milch. Da müssen wir umsteuern.

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