Die Iren setzen auf Großflughäfen

Lautzenhausen · Die irische Fluggesellschaft Ryanair will weiter wachsen, allerdings nicht auf dem Hunsrückflughafen Hahn. Ryanair setzt auf Großflughäfen. In Berlin und Hamburg soll das Angebot deutlich ausgebaut werden.

Lautzenhausen. Die irische Fluggesellschaft Ryanair ist weiter auf Wachstumskurs. Erstmals fliegen die Iren von Litauen, Polen und Ungarn aus nach Israel. Auch in Wien will Ryanair künftig starten und landen. Das Angebot von und nach Mallorca soll ebenso ausgebaut werden. 45 Flughäfen sollen ab kommendem Jahr von dort aus angeflogen werden. Erstmals fliegt Ryanair von Palma nach Berlin und Hamburg.
Ein weiterer Beweis dafür, dass die Gesellschaft auch in Deutschland wachsen will - außerhalb der Regionalflughäfen wie dem Hahn im Hunsrück. Dem Flughafen Münster/Osnabrück kehrt Ryanair nach eineinhalb Jahren sogar ganz den Rücken. Auf dem Hahn wird das Angebot im kommenden Sommer erneut deutlich reduziert. Nur noch 40 statt 44 Flugziele werden von dort aus angeboten. Und nur noch fünf statt wie in diesem Sommer sechs Maschinen will Ryanair auf dem Hahn stationieren.Ein neues Ziel ab Hahn


Zur Erinnerung: Zu Spitzenzeiten "parkte" die Gesellschaft neun Flugzeuge dort und kündigte an, weitere dort zu stationieren. "Aus Kapazitätsgründen", so verkündete Ryanair jüngst, werde das Angebot auf dem Hahn im kommenden Jahr reduziert. Diese Kapazitätsgründe rühren sicherlich nicht daraus, dass die Iren zu wenige Flugzeuge haben - immerhin haben sie 380 neue Maschinen vom Typ Boeing 737-800 bestellt. Vielmehr begründen sich die angeblichen Engpässe dadurch, dass Ryanair auch in Deutschland zunehmend auf große Flughäfen setzt und dafür die zur Verfügung stehenden Flugzeuge benötigt.
Bereits seit einem Jahr fliegt die Gesellschaft ab Hamburg und hat dafür Lübeck aufgegeben. Seit dem Frühjahr startet und landet Ryanair auch ab Stuttgart. In Bremen betreibt sie ein eigenes Terminal. Und Berlin-Schönefeld wurde zur Basis ausgebaut, auf der fünf Maschinen stationiert sind. Von dort gibt es die einzige innerdeutsche Verbindung - nämlich nach Köln und das sechs Mal am Tag. Im nächsten Jahr will Ryanair von der Bundeshauptstadt aus gleich 18 neue Ziele anfliegen. Vom Hahn aus wird immerhin ein neues Ziel angeflogen, Cornwall in England.
In diesem Jahr vermeldet der Hunsrückflughafen ein Passagier-Plus von neun Prozent, aber einen Einbruch bei der Fracht von 40 Prozent. Mindestens 16 Millionen Euro wird das Minus des Hahn 2015 betragen.Politik: "Kein gutes Signal"


Für den Brauneberger CDU-Landtagsabgeordneten Alexander Licht ist klar, dass sich die Lage aufgrund der Ankündigung von Ryanair, auf größeren Flughäfen zu wachsen, nicht bessern wird: "Fährt Ryanair ihr Engagement am Hahn zurück, wird es für den Hunsrück-Flughafen noch schwieriger als es jetzt schon ist", sagt Licht. Für potenzielle Käufer sei das "kein gutes Signal". Licht spielt damit auf die angeblich laufenden Verkaufsverhandlungen an. Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) hatte vor zwei Wochen im Innenausschuss des Landtags angekündigt, dass möglicherweise bis Frühjahr ein Käufer für den Hahn gefunden ist. Gleichzeitig wurde bekannt, dass das Land im kommenden Jahr 20 Millionen Euro in den angeschlagenen Flughafen pumpen will (der TV berichtete).
Für Unruhe sorgt unterdessen auch Lewentz Mitteilung, dass Ryanair mit dem Luxemburger Flughafen in Verbindung stehe. Beim zuständigen Verkehrsministerium des Nachbarlandes verweist man dazu direkt an die Flughafenverantwortlichen, "die kompetent für diese Verträge sind". Ein klares Dementi klingt anders. Beim Flughafen selbst verneint man allerdings, Verhandlungen mit Ryanair zu führen. Die luxemburgische Fluggesellschaft Luxair, der größte Kunde auf dem Findel, scheint aber durchaus mit weiterer Konkurrenz zu rechnen. Mit den Fluggesellschaften Easyjet und Vueling habe man ja bereits Mitbewerber im Billigbereich, sagt Luxairsprecher Jean Lasar. "Wir sind so aufgestellt, dass wir uns dem allfälligen Wettbewerb weiterer Billigfluggesellschaften am Findel mit guten Aussichten stellen können. Aber es würde uns das Leben nicht vereinfachen", so Lasar.Extra

Die Fluggesellschaft Luxair wird die Ende September bei einer Bauchlandung in Saarbrücken zerstörte Propellermaschine vom Typ Q 400 nicht reparieren lassen. Das bestätigte Luxair-Sprecher Jean Lasar auf Anfrage unserer Zeitung. Die Reparatur sei zu teuer. Man habe eine neue Maschine gleichen Typs beim Hersteller Bombardier bestellt. Auslieferung sei im Herbst. Lasar macht keine Angaben zu den Reparaturkosten und dem Kaufpreis. Der Listenpreis für eine Q 400 liegt bei rund 30 Millionen Euro. Bei dem Unfall, bei dem die Maschine kurz nach dem Start mit eingezogenem Fahrwerk über die Startbahn rutschte, wurde niemand verletzt. Verantwortlich dafür war die Kopilotin, die seitdem nicht mehr für Luxair fliegen darf. wie

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