Die Millionen des falschen Barons

Um 50 Millionen Euro soll ein 61-jähriger Geschäftsmann mit falschem Adelstitel aus dem saarländischen Mettlach Anleger geprellt haben. Zu seinem Unternehmensgeflecht gehören auch Firmen in Langsur (Trier-Saarburg).

 In diesem Anbau eines Bauernhauses in Langsur (Kreis Trier-Saarburg) residieren drei Firmen des falschen Barons, gegen den wegen millionenschweren Anlage-Betrugs ermittelt wird. TV-Foto: Friedemann Vetter

In diesem Anbau eines Bauernhauses in Langsur (Kreis Trier-Saarburg) residieren drei Firmen des falschen Barons, gegen den wegen millionenschweren Anlage-Betrugs ermittelt wird. TV-Foto: Friedemann Vetter

Langsur/Mettlach. Die Rollläden in dem kleinen, gelben Anbau hinter einem Bauernhaus in Langsur sind heruntergelassen. Gleich drei Firmenschilder prangen rechts neben der Tür, hinter der sich allenfalls ein Büroraum verbergen kann. Unter der Adresse in der Wasserbilliger Straße firmieren ein Weinimport-Export, eine Geschäftsführungs- GmbH und eine Druckerei. Einzige Mitarbeiterin des Weinimports ist die Geschäftsführerin, eine 44-jährige Betriebswirtin aus dem Saarland. Am Dienstag haben Fahnder des saarländischen Landeskriminalamtes (LKA) das gemietete Büro unweit der Luxemburger Grenze durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Unter anderem sind laut LKA in dem Anwesen 40 000 Flaschen Wein der Marke Chateau Spens gefunden worden. Sie stammen aus einem Weingut in der Nähe des französischen Bordeaux, das sich im Besitz eines angeblichen Grafen befindet. Eben dieser "Graf" ist Grund für die umfangreichen Ermittlungen der saarländischen Fahnder. Die vermutlichen Briefkastenfirmen in Langsur gehören wahrscheinlich zu dem undurchsichtigen Firmengeflecht des 61-jährigen Kaufmanns und gelernten Technikers. Weitere Unternehmen befinden sich in der Schweiz, Frankreich, den USA, auf den Bermudas und den Cayman Islands. Auch im luxemburgischen Wasserbillig befinden sich Firmenräume, die ebenfalls durchsucht worden sind. Dort wurden neben Nobelkarossen auch Daten zu Bankkonten und Immobilien beschlagnahmt. Auch ein Reitgestüt im saarländischen Überherrn soll dem Mann gehören.

Seit zwei Jahren sind die Ermittler dem Kaufmann und gelernten Techniker auf der Spur. 2006 hat es die erste Anzeige gegen ihn wegen Geldwäsche gegeben. Dem Mann, der in einem noblen Herrenhaus in einem Ortsteil von Mettlach unweit des Kreises Trier-Saarburg lebt, wird Anlagebetrug in großem Stil vorgeworfen. 130 Anleger aus Belgien, Deutschland, der Schweiz und der Türkei sollen von dem selbsternannten Grafen und Baron um rund 50 Millionen Euro geprellt worden sein. Bei Zwangsversteigerungen in Ostdeutschland kaufte der falsche Graf wahrscheinlich über einen Mittelsmann preiswerte Immobilien. Die Häuser wurden dann über einen Immobilienfonds, der wahrscheinlich auf den Cayman Islands residiert, Anlegern angeboten. Ihnen hat "Graf S." Dividenden zwischen 8,5 und 17 Prozent versprochen. Die Anleger haben Aktien erhalten, die aber an keiner Börse registriert oder gehandelt worden sind. Gedruckt wurden die wertlosen Papiere nach TV-Informationen in einer Druckerei in Trier, die aber mittlerweile Insolvenz angemeldet hat.

Der Mettlacher, der nach Informationen unserer Zeitung bis 2000 eine zweijährige Haftstrafe im Trierer Gefängnis abgesessen hat, hat von den 50 Millionen Euro, die er von den gutgläubigen Anlegern eingesammelt hat, nach den Ermittlungen der LKA-Finanz-Experten lediglich zehn Millionen tatsächlich in Immobilien investiert. Die restlichen 40 Millionen sollen für sein Luxusleben draufgegangen sein. Allein das Herrenhaus im Mettlacher Ortsteil Faha, wo der Mann am Dienstagmorgen von den Fahndern überrascht und festgenommen wurde, dürfte einige Millionen Euro wert sein. Dort wurden unter anderem ein Porsche, ein Bentley, mehrere hochwertige Mercedes sowie wertvolle Antiquitäten, Waffen, Kunstobjekte und jede Menge Schmuck durch einen Gerichtsvollzieher gepfändet. Dadurch sollen die geprellten Anleger zumindest einen Teil ihres Geldes zurückbekommen.

Zum Abtransport der Luxusgüter haben die Fahnder Möbel- und Abschleppwagen eingesetzt. Der falsche Graf sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft in Saarbrücken. Verteidigt wird er von einem Trierer Anwalt, von dem gestern jedoch keine Stellungnahme zu bekommen war.

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