Die Rente wurde weiter kassiert

Vor dem Trierer Landgericht ist der Totschlagprozess gegen eine Mutter und ihre Tochter aus der Eifel fortgesetzt worden. Die beiden Frauen sollen ihren Ehemann und Vater vor acht Jahren getötet und seine Leiche in Südfrankreich versteckt haben.

Trier. Landgericht Trier, 14. Verhandlungstag, Zufällig treffen sich die Blicke von Mutter und Tochter. Die 58-jährige Angeklagte wendet sich schnell wieder ab, ihre Gesichtzüge bleiben regungslos. Die 41-jährige Tochter senkt den Kopf und weint. An diesem Prozesstag werden Harald Michels, Leiter des Gesundheitsamtes Trier, Polizeikommissar Wolfgang Schu, einer der Hauptermittler im Rahmen des Verfahrens, und drei französische Ermittlungsbeamte gehört. "Ich habe keine Anhaltspunkte für eine echte Geisteskrankheit gefunden", sagte Michels. Anlässlich der Inhaftierung von Manuela M. hatte er ein Gespräch mit ihr geführt. "Ich habe damals empfohlen, sie zur Abklärung in eine psychiatrische Klinik zu bringen" berichtet der Leiter des Gesundheitsamtes. Ralf Gorski, Anwalt der Tochter des Getöteten, fragt nach, wie lange das Gespräch gedauert habe, und lässt sich die fachliche Kompetenz des Zeugen erläutern. Der Grund der Hinterfragung: Seiner Mandantin sei mehrfach eine paranoide Schizophrenie bescheinigt worden, sagt Gorski dem TV. Hintergrund des jetzigen Gerichtsverfahrens: 2005 ist Manuela M. zur Polizei in Bitburg gegangen und hat ein damals sechs Jahre zurückliegendes Verbrechen angezeigt. Laut ihrer Aussage hat sie den 61-jährigen, als tyrannisch beschriebenen Vater im Haus der Familie in Overath bei Köln erdrosselt. Vorher soll ihre Mutter ihm über mehrere Tage hinweg Neuroleptika verabreicht haben, um ihn zu töten. Mutter bestreitet Mitverantwortung

Die Mutter bestreitet, für das Gewaltverbrechen mitverantwortlich zu sein. Unter anderem steht in der Anklageschrift, dass die beiden Frauen die Leiche gemeinsam mit dem Familienauto nach Südfrankreich gebracht und dort in einem Waldgebiet versteckt haben sollen. Bitter: Niemand vermisste den Overather. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hat Gertrud M. offenbar jahrelang die Unterschrift ihres toten Mannes gefälscht, etwa um Fahrzeuge zu verkaufen, und sie kassierte weiterhin die Rente. 2001 fanden französische Ermittlungsbeamte den Leichnam von Karl-Heinz M. Erst durch das späte Geständnis und Analysen der Gerichtsmediziner konnte der Leichnam identifiziert werden. Kommissar Schu berichtet detailliert von den Ermittlungen auf deutscher Seite, aus Frankreich sind drei Ermittlungsbeamte angereist, um ihre Ergebnisse darzulegen. Doch die einzigen unumstrittenen Fakten, die es nach diesem Prozesstag gibt, sind, dass Karl-Heinz M. tot ist und die Rente nachweislich weiterhin kassiert wurde. "Den weiteren Prozessverlauf kann man nicht abschätzen", sagte Staatsanwalt Eric Samel unserer Zeitung. "Der Ausgang ist völlig unklar", findet auch Ralf Gorski. Der Prozess wird am 8. Januar fortgesetzt.

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