"Die hatte einfach keinen Bock"

TRIER. Das Mainzer Wissenschaftsministerium hat unter die Affäre um die Trierer Professorin Ute Herzfeld (42) einen Schlussstrich gezogen. Die Geomathematikerin wurde wegen Untätigkeit gefeuert.

Das hat die Trierer Universität in ihrer langjährigen Geschichte auch noch nicht erlebt: Weil eine Professorin offenbar zu faul zum Unterrichten war und sich monatelang lieber in den USA als hinterm Lehrpult in Trier aufhielt, ist die gute Frau ihren Posten an der Mosel jetzt los. Das rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerium kündigte der in Fachkreisen angesehenen Geomathematikerin Ute Herzfeld (42, Foto) nicht nur die Freundschaft, sondern auch den Job. Ein bundesweit wohl einmaliger Vorgang. "Dann war sie wieder weg"

"Ute Herzfeld hat sich Sachen geleistet, die waren nicht mehr normal", umschreibt Fachschafts-Sprecher Sven Altenburg den Grund des Rauswurfs. "Die hatte schlicht und einfach keinen Bock." Kajo Pieper, Büroleiter von Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner, drückt sich etwas vornehmer aus: "Frau Herzfeld ist ihrer Lehrtätigkeit nicht ausreichend nachgegangen." Kann man so sagen, wenn eine Professorin monatelang ihre Veranstaltungen in Trier sausen lässt und statt dessen mehrere tausend Kilometer entfernt an der Universität von Boulder/Colorado im Südwesten der USA doziert. Sie sei dafür vom Dekan und dem Trierer Uni-Präsidenten freigestellt worden, teilte Herzfeld vor anderthalb Jahren der nach ihrer Professorin Ausschau haltenden Fachbereichsleitung mit. Dumm nur, dass sich weder der damalige Dekan noch der Präsident an eine solche Abmachung erinnern mochten. Nach mehrmaliger Aufforderung versprach Herzfeld schließlich, zu den Prüfungsterminen Ende März 2002 ihre reguläre Arbeit in Trier wieder aufzunehmen. Doch Uni-Leitung und Studis warteten vergeblich. Schließlich übernahmen ein Doktorand und ein in Kaiserslautern angeheuerter Wissenschaftler die von Frau Professor angekündigten Seminare. Irgendwann - das Mainzer Ministerium hatte der Geomathematikerin zwischenzeitlich schon das Gehalt gesperrt und ein Disziplinarverfahren eingeleitet - tauchte die Wissenschaftlerin in Trier wieder auf. Doch die Freude bei ihren Studenten währte nur kurz. "Sie hat ein paar Vorlesungen gehalten", sagt Fachschaftssprecher Sven Altenburg, "dann war sie wieder weg - nach Amerika." Jubelnde Studenten, ungewisse Zukunft

Jetzt platzte auch dem Mainzer Wissenschaftsminister endgültig der Kragen. "Wir haben Frau Herzfeld aus dem Beamtenverhältnis entlassen", sagt Zöllners Bürochef Kajo Pieper. Konsequenz für die Professorin auf Abwegen: kein Cent mehr aus der Staatskasse, keine Renten-Nachversicherung und keine Chance mehr auf einen Beamten-Job in Deutschland. Gekündigt wurde Ute Herzfeld übrigens nicht wegen Nichtstuns, sondern weil sie ohne Genehmigung des Ministeriums einen dauerhaften Wohnsitz außerhalb der EU genommen habe. Mit dieser Hilfskonstruktion konnte die Professorin sofort entlassen werden, während sich ein Disziplinarverfahren wegen der vernachlässigten Lehrtätigkeit wohl hingezogen hätte. Bei den Studenten sei "absoluter Jubel" ausgebrochen, als sie vom Rausschmiss der 42-Jährigen erfahren hätten, sagt Fachschaftssprecher Altenburg. Weniger zum Jubeln zumute sein dürfte den Studis aber im Hinblick auf die Herzfeld-Nachfolge. "Aus Kostengründen wird die Professorenstelle wohl nicht mehr besetzt", glaubt Altenburg.

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