Die vielen Spuren der "Frau ohne Gesicht"

Seit mehr als 15 Jahren jagt die Polizei einer Frau hinterher, die als "Phantom von Heilbronn " und als "Frau ohne Gesicht" bezeichnet wird. Sie steht im Zusammenhang mit dem Heilbronner Polizistenmord, einem weiteren Todesfall und mit Einbrüchen unter anderem in Riol (Kreis Trier-Saarburg). Nun vertritt ein Gerichtsmediziner eine neue These: Vielleicht gibt es die "Phantom-Frau" gar nicht.

Heilbronn. (dpa/EB/hw) Weiblich, skrupellos und vielleicht drogenabhängig: Das ist das offizielle Wissen der Polizei über eine Serientäterin, die seit mehr als 15 Jahren in mehreren europäischen Ländern ihr kriminelles Unwesen treibt. Sie bricht allein oder mit Komplizen in Firmen und Wohnungen ein und hinterlässt an Tatorten von sechs Morden ihre Gen-Spur.

So soll die Frau für den Mord an einer Polizistin im April 2007 in Heilbronn verantwortlich sein. Die getötete Polizistin war gerade mal 22 Jahre alt. Bei dem brutalen Überfall praktisch aus dem Hinterhalt heraus wurde auch ein 24 Jahre alter Beamter schwer verletzt.

Die Polizei stellt Bezüge nach Osteuropa und der dortigen Organisierten Kriminalität, dem Drogen- und Obdachlosenmilieu her.

Nach jüngsten Erkenntnissen soll die "Frau ohne Gesicht" auch etwas mit dem mysteriösen Tod einer 45 Jahre alten Krankenpflegerin in Weinsberg bei Heilbronn zu tun haben. Das teilte die Polizei vor kurzem mit. Ermittler hätten ihre DNA-Spur im Wagen der Toten entdeckt.

Verunreinigte Pipetten oder Einmal-Handschuhe?



Das weibliche Opfer war an einem Tag Ende Oktober von Spaziergängern gefunden worden - gestorben sei die Frau mindestens 48 Stunden davor. Die Todesursache wurde ermittelt, die Polizei schweigt sich aber darüber aus.

So könne es ein Unfall, ein Selbstmord oder ein Mord gewesen sein, sagte Polizeisprecher Rainer Köller. "Wir sind völlig überrascht, die weibliche DNA-Spur in diesem Fall entdeckt zu haben."

So geht es den Beamten immer wieder. Plötzlich taucht die DNA der sogenannten "Phantom-Frau" auf, die Fälle scheinen in keiner Weise miteinander in Beziehung zu stehen. Eine neue These stellte jetzt der Gerichtsmediziner Bernd Brinkmann auf, emeritierter Professor aus Münster. Im Interview mit dem ZDF hält er einen Irrtum für möglich, allerdings nicht auf Labor- oder Ermittler-Ebene. Seine Idee: Möglicherweise tauchte an allen Tatorten Ermittlungszubehör wie Einmal-Handschuhe, Plastikbehältnisse oder Pipetten einer bestimmten Firma auf, das durch eine unachtsame Mitarbeiterin mit ihrem eigenen Erbgut "verunreinigt" wurde. In diesem Fall würde man nach einer "Mörderin" suchen, die gar keine ist. Dafür spricht auch, dass angebliche "Komplizen", die festgenommen wurden, nie etwas von einer beteiligten Frau wissen. Außer in Weinsberg ist die Spur der unbekannten weiblichen Person im Saarland und in Rheinland-Pfalz an mehreren Einbruchs-Tatorten aufgetaucht. Nachdem im Frühjahr dieses Jahres ein Tatzusammenhang mit einem Einbruchsversuch im Saarbrücker Stadtteil Burbach aus dem Jahr 2006 nachgewiesen worden war und die DNA-Spur im Sommer im Zusammenhang mit einem brutalen Überfall in Mettlach-Saarhölzbach aufgetaucht ist, besteht mittlerweile auch eine konkrete Verbindung zu vier Einbrüchen, die sich von Februar bis April in den saarländischen Orten Quierschied und Tholey sowie in Riol (Kreis Trier-Saarburg) ereignet haben (der TV berichtete). Im Rahmen dieser Serie waren 21 Autos gestohlen worden. 19 dieser Fahrzeuge tauchten später wieder auf. Typisch für die gesuchte Frau und ihre möglichen Begleiter sind Einbrüche in Firmen und Wohnungen, manchmal schlafen sie in Gartenhäusern oder Wohnwagen. Insgesamt an 38 Tatorten in mehreren Ländern hinterließ die Frau - wer immer sie ist - ihre DNA.

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