"Dieser Standort hat eine Perspektive"

TRIER. Mit Verteidigungsminister Franz Josef Jung kam am Mittwoch bundespolitisches Flair nach Trier: 40 Journalisten, die meisten aus Berlin, tummelten sich um den CDU-Politiker. Ihre Hoffnung: neue Informationen über den Einsatz deutscher Soldaten im Nahen Osten. Sie wurden weitgehend enttäuscht – anders als die Vertreter der Region: Denn Jung kündigte bei seinem Besuch der Wehrtechnischen Dienstsstelle auf dem Grüneberg an, dort sieben Millionen Euro investieren zu wollen.

Als Verteidigungsminister Franz Josef Jung am Mittwochnachmittag in Trier in den Hubschrauber stieg und die Rückreise nach Berlin antrat, strahlte die Trierer Politprominenz. Oberbürgermeister Helmut Schröer, der Trier-Saarburger Landrat Günter Schartz und der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (alle CDU) übertrafen sich darin, die Bedeutung der Ankündigung hervorzuheben, die der Minister sich bis zum Schluss aufgehoben hatte: Sieben Millionen Euro wolle er in die Wehrtechnische Dienstsstelle (WTD) 41 auf dem Grüneberg investieren, hatte Jung gesagt, und: "Dieser Standort hat eine Perspektive." "Zuletzt ging es beim Thema Bundeswehr immer nur darum, was abgezogen wird. Dies ist ein Signal in die andere Richtung!", freute sich Schröer. Eine solche Investition sei ein eindeutiges Bekenntnis zur WTD 41, sagte Schartz und hob deren Bedeutung als Arbeitgeberin für 420 meist hoch qualifizierte Beschäftigte hervor. Und Kaster analysierte, die WTD 41, die neue Panzer-Fahrzeuge testet, profitiere von der aktuellen Diskussion um die Sicherheit deutscher Soldaten. Jungs Anmerkung, der Haushaltsausschuss des Bundestags müsse die Investition erst noch absegnen, bereitet Kaster, selbst Mitglied in diesem Gremium, deshalb keine Sorgen. Wofür genau das Geld verwendet wird, ist noch unklar. Dem Minister zufolge soll es "in die Fortentwicklung der WTD" fließen. Rangelei im Journalisten-Pulk

Die letzte verbleibende Trierer Bundeswehr-Dependance spielt eine entscheidende Rolle bei der künftigen Ausstattung der Truppe. Dienststellenleiter Peter Hennl und andere Bundeswehr-Führungskräfte legten sich ins Zeug, um dem Verteidigungsminister dies mit Vorträgen und Präsentationen vor Augen zu führen. Die Bundeswehr brauche angesichts veränderter Herausforderungen verstärkt Fahrzeuge mit Minen-, Splitter- und ABC-Schutz, sagte General Walter Ludwig vom Heeresamt in Köln. Er sprach von geplanten Anschaffungen in Milliardenhöhe. Auf dem Grüneberg werden sämtliche in Frage kommenden Fahrzeuge getestet. Wie verändert sich nach dem Einbau der Schutzvorrichtungen das Fahrverhalten? Wie stark kann ein LKW gekippt werden, bis er umfällt? Ist auf die Elektrik auch bei hohen Temperaturen Verlass? Verkraftet ein Fahrzeug den Kontakt mit Salzwasser oder eine hohe Luftfeuchtigkeit? Wie solche Tests in der Praxis ablaufen, sah sich Jung in Trier live und in Farbe an: An einer Teststrecke beobachtete er Vorführungen verschiedener Fahrzeuge, die über abenteuerliche Schlagloch- oder Waschbrett-Pisten rasten. Anschließend schritt der Verteidigungsminister eine Präsentation von Test- und bereits eingesetzten Fahrzeugen ab, begutachtete Minensuchgeräte sowie Splitterschutz-Anzüge, nahm in einem Transportcontainer Platz und schüttelte Soldaten die Hände. Schöne Bilder für Zeitungen und Fernsehen - und so kam es im ansonsten in punkto Medien-Auflauf recht übersichtlichen Trier zu heftigen Rangeleien unter Fotografen und Kameraleuten um die besten Plätze. Die Rolle der Bundeswehr bei einem Einsatz im Nahen Osten war zwar in den Journalisten-Fragen allgegenwärtig, doch der Minister wiederholte nur seine Position, dass sich die Bundeswehr engagieren müsse, wenn alle Beteiligten dies wünschten. Ansonsten verwies er auf die laufenden Beratungen.

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