Dramatik und Dreiecksverhältnis

LUXEMBURG. Von "großer Sensation" bis "totale Verwirrung": Auch den Luxemburger Journalisten-Kollegen hat das deutsche Wahlergebnis Rätsel aufgegeben. Wir haben vier Tageszeitungen vom Monatg durchgeblättert.

"Das kann der Wähler nicht gewollt haben." Wie das konservative LUXEMBURGER WORT kommentiert, gibt das deutsche Wahlergebnis unseren Nachbarn große Rätsel auf. Deutschland habe zwar gewählt, aber "nicht entschieden". Welche Qual! Das sozialdemokratische "TAGEBLATT" bezeichnet den Wahlabend folglich als "Abend der Überraschungen und Enttäuschungen, ein Abend von historischer Dramatik".Ein "gutes Demokratieverständnis" billigt das "Wort" den Deutschen zwar zu, weil sie die Oppositionskräfte gestärkt haben, kaum aber politische Vernunft. "Geht es um die politische Macht, bleibt die Vernunft oft auf der Strecke."

Während die französisch-sprachige, konservative "LA VOIX" von "Totaler Verwirrung" ("Confusion totale") spricht, weil Angela Merkel Kanzler Gerhard Schröder nicht vollends "entthronen" kann, spricht die ebenfalls französisch-sprachige links-liberale Tageszeitung "LE QUOTIDIEN" von einer "großen Sensation". Auch wenn die rot-grüne Koalition Vergangenheit ist und Gerhard Schröder "nach Punkten" besiegt wurde, so wurde er dennoch nicht "von seiner Gegnerin Angela Merkel K.o. geschlagen". Immerhin 1,2 Millionen "schmollende Wähler" habe die Christdemokratin gegenüber 2002 vergrault. Ihre Aufgabe sei es nun, Grüne und FDP zu einer "Ménage à trois" ("Dreiecksverhältnis") zusammenzuschließen. Dass Schröder Kanzler bleiben will und Merkel Kanzlerin werden will, seien "zwei Wünsche, die unmöglich erfüllt werden können". So sieht denn auch das "Tageblatt" Deutschland vor einer "Pattsituation". Hätten die Luxemburger darüber zu entscheiden, wer Deutschland regiert, sie wüssten zumindest, wer es nicht sollte: Angela Merkel. "Verdient hat sie es jedoch nicht", kommtierte das "Tageblatt" am Montag. Die beiden übrigen Luxemburger Tageszeitungen, das liberale "JOURNAL" und die kommunistische "ZEITUNG VOM LËTZEBUERGER VOLLEK", erscheinen montags nicht und wurden deshalb nicht berücksichtigt.

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