Draußen vor der Tür

WITTLICH. Ungewöhnliches Intermezzo beim CDU-Bezirksparteitag: Vor der Aussprache über die beiden Kandidaten Peter Rauen und Michael Billen wurden die Medienvertreter aus dem Tagungssaal geworfen. Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Wie es zu dem zeitweise Rausschmiss der von der CDU zuvor freundlichst eingeladenen Journalisten kam, weiß im nachhinein niemand mehr so genau: "Es kam von rechts", sagt Tagungspräsident Alexander Licht und deutet mit dem Kopf neben sich aufs Podium. Da sitzt Ulrich Holkenbrink, doch auch der Trierer Kulturdezernent wiegelt ab: "Ich war's nicht. Das kam von da vorne." Da vorne in der ersten Reihe hockt Verbandsbürgermeister Günther Schartz, den einige CDUler als "Antragsteller" ausgemacht haben wollen. Das aber weist Schartz später wüst von sich: "Ich habe nur gefragt, was mit der Presse ist." Die Frage muss Tagungspräsident Alexander Licht wohl irrtümlich als Aufforderung missverstanden haben, jedenfalls schickt er die Medienvertreter vor die Tür. Trier-Saarburgs Landrat Richard Groß flitzt gleich mit raus - wutentbrannt. "Das ist völlig unmöglich", meckert der Kreischef, "das kann man nicht machen. Ich fahre jetzt nach Hause zu meiner Frau, die freut sich". Sagt's und marschiert von dannen. Wäre Groß geblieben, hätte der Landrat zumindest noch mitbekommen, wie die Sache weitergeht. Als die Medienvertreter schon draußen sind, muss irgend jemandem aufgefallen sein, dass man Geladene nicht einfach so rauswirft. Dazu bedarf es schon eines ordentlichen Beschlusses - schließlich ist ja Parteitag. Also fragt Tagungspräsident Alexander Licht, wer denn dafür sei, dass die Presse draußen bleibe, und ganz viele gelbe Stimmkärtchen werden hoch gehalten. Dann dürfen auch noch die Gegner (also Journalisten-Befürworter) ihre Stimmkärtchen hoch halten - und das sind weniger, zählt die kommissarische Zählkommission. Der Form halber enthält sich auch noch ein Delegierter - und dann ist die Saaltür auch schon zu. Als sie noch einmal kurz aufgeht, kommt Heinfried Carduck herausspaziert. "Ich entschuldige mich für das Verhalten meiner Parteifreunde", sagt der Waldracher Ortsbürgermeister, und die Journalisten sind ganz gerührt. Die Leidensgenossen der Medienvertreter, Peter Rauen und Michael Billen, haben sich derweil an die Theke zurückgezogen und trinken schiedlich, friedlich ein Frühschoppen-Bierchen. Auch die beiden Kandidaten müssen während der Aussprache raus und sind jetzt ganz verdutzt, als die gute Handvoll Journalisten ihnen hinterher gelaufen kommt. "Das ist Quatsch", kommentiert Rauen den Rauswurf. "Ich hätte es nicht gemacht", sagt Billen."Pferde wechselt man erst, wenn sie müde sind"

Drinnen steht derweil Günther Schartz als fünfter Redner am Pult. Er spricht von einer "Richtungsentscheidung", sagt, er sei auch dafür gewesen, dass die Presse rausfliegt und endet damit, dass Rauen ein guter Mann sei. "Es muss sich etwas ändern, damit es besser wird", kontert der scheidende Landtagsabgeordnete und Billen-Befürworter Dieter Schmitt. "Die Pferde wechselt man erst, wenn sie müde sind", meint dann Wittlichs CDU-Chef Reinhold Westhöfer und fügt hinzu: "Peter Rauen ist hellwach." Dann ergreift noch der Altvordere und Ex-EU-Parlamentarier Horst Langes das Wort ("Wir brauchen einen Neuanfang. Michael Billen ist jemand, der mit einfacher Diktion die Menschen ansprechen kann"), und nach einer halben Stunde ist die total geheime Sitzung beendet. Die Saaltür geht auf, die Journalisten dürfen wieder rein, die Vorsitzenden-Wahl beginnt. "Es war eine ganz tolle sachliche Diskussion", sagt ein Delegierter, "das könnt ihr ruhig so schreiben", ergänzt ein anderer. Nur auf die Frage, warum sich die Journalisten denn davon nicht selbst ein Bild machen durften, weiß irgendwie niemand eine richtige Antwort. Am Ende des Parteitags gelobt der neue Chef immerhin Besserung: "In Zukunft werden wir die Presse nicht mehr rausschmeißen."

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