Duell im Bierzelt

MAINZ. Rund 56 000 CDU-Mitglieder erhalten in den nächsten Tagen Post von ihrer Parteizentrale: Sie werden zu fünf Regionalkonferenzen eingeladen, bevor dann eine landesweite Mitgliederbefragung über den nächsten Spitzenkandidaten mitentscheiden soll.

Das Vorgehen ist genau festgelegt, wenn sich CDU-Chef Christoph Böhr und sein Herausforderer, der Trierer Bezirksvorsitzende Peter Rauen, in den nächsten beiden Wochen fünf Mal der Parteibasis stellen, um zu klären, wer 2006 den aussichtsreicheren Gegenkandidaten für Ministerpräsident Beck abgeben könnte. Beim ersten Zusammentreffen der Kontrahenten am kommenden Donnerstag in der Mainzer Rheingoldhalle werde Böhr bei der Vorstellung den Vortritt vor Rauen haben, wie es das Alphabet vorgebe, so Generalsekretär Claudius Schlumberger. In den nächsten Versammlungen wird die Reihenfolge für die jeweils 15- bis 20-minütige Präsentation dann gewechselt. Ein direktes Rededuell soll es nicht geben. Wollen die Mitglieder in der anschließenden Diskussion mit den Kandidaten mitmischen oder ihrem Ärger über den heftigen Führungsstreit einfach Luft verschaffen, müssen sie ihre Wortmeldung schriftlich kundtun. Aufgerufen wird dann in der Reihe der Meldungen und nicht etwa abwechselnd nach Pro und Kontra für einen Kandidaten. Zu den Versammlungen, die streng ausgewogen gemeinsam von einem stellvertretenden Landesvorsitzenden und dem jeweiligen Bezirkschef geleitet werden, sind nur Parteimitglieder und Journalisten zugelassen. Auf die Regionalkonferenzen hatten sich die drei Bezirkschefs Peter Rauen, Joachim Hörster (Koblenz-Montabaur) und Kurt Lechner (Rheinhessen-Pfalz) nur widerwillig eingelassen. Sie fürchteten "Showdown-Veranstaltungen", die noch tiefere Gräben reißen könnten. Doch das Interesse an den Versammlungen ist nach Angaben des Generalsekretärs noch nicht abzusehen. Jeweils mehr als 10 000 Mitglieder werden nach Mainz (14.10.), Kaiserslautern (15.10.), Mülheim-Kärlich (18.10.), Windhagen/Westerwald (19.10.) und Wittlich (25.10.) geladen. Wenn bei jedem Treffen ein paar hundert kämen, wäre das schon gut, meint der Parteimanager. Die Besucherzahl werde auch davon abhängen, ob Kreisverbände Busse organisierten. Er ist heilfroh, dass kurzfristig überhaupt noch freie Hallen gefunden werden konnten, die mindestens 1000 Menschen fassen. Ob auch für zünftige Bierzelt-Stimmung mit entsprechender Bewirtung gesorgt werden kann, wenn sich die Basis im gemieteten Oktoberfestzelt in Wittlich versammelt, lässt Schlumberger offen: "Schau' mer mal". Bis zu 2000 Menschen finden dort in der Säubrenner-Stadt Platz. Sie könnten beim Heimspiel der beiden Bewerber aus der Region Trier für einen "stimmungsvollen" Ausklang der Kandidaten-Tour durch das Land sorgen. Gleichzeitig mit der letzten Regionalkonferenz startet auch die schriftliche Mitgliederbefragung, die über 14 Tage laufen wird. Vom Votum der Basis wird maßgeblich abhängen, ob es danach noch zu einer Kampfkandidatur beim Sonderparteitag am 12. November in Mainz kommt. Für den Fall von 40 Prozent oder weniger Zustimmung haben beide Kandidaten mehr oder weniger deutlich angekündigt, ihre Bewerbung zurückzuziehen.

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