Eier-Skandal erreicht Land - Haben regionale Betriebe gefährlichen Wirkstoff verwendet?

Trier · Mit Insektengift verseuchte Eier in rheinland-pfälzischen Supermärkten entdeckt. Behörden schließen nicht aus, dass auch hiesige Betriebe den gefährlichen Wirkstoff verwendet haben.

Wirklich überrascht davon, dass nun auch in Supermärkten in Rheinland-Pfalz mit dem Insektengift Fipronil aufgetaucht sind, ist Waltraud Fesser nicht. "Das war nur eine Frage der Zeit", sagt die Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Gestern hatte das für die Lebensmittelüberwachung zuständige Landesuntersuchungsamt (Lua) in Koblenz bestätigt, dass nun auch Rheinland-Pfalz von dem Eierskandal betroffen sei. Zum Teil hätten Verbraucher die Behörde darauf hingewiesen, dass in Märkten würden mit der Kennzeichnung der Betriebe, in denen das Gift zur Bekämpfung von Läusen eingesetzt worden ist, sagte Lua-Sprecherin Kerstin Stiefel unserer Zeitung. Betroffen seien Supermärkte im ganzen Land.

Das für den Menschen gefährliche Mittel dürfe nicht für Tiere verwendet werden, deren Fleisch für den Konsum bestimmt ist oder die Lebensmittel, in dem Fall Eier, produzieren, sagt Fesser. Normalerweise wird der Wirkstoff bei Hunden und Katzen zur Bekämpfung von Flöhen oder Zecken eingesetzt.
Die betroffenen Eier stammten sowohl aus niederländischen als auch deutschen Betrieben, in denen Fipronil eingesetzt worden sei, sagte Lua-Sprecherin Kerstin Stiefel auf Anfrage unserer Zeitung. Lebensmittelkontrolleure hätten daraufhin alle entsprechenden Eier aus den Regalen der Supermärkte entfernt. Ob die Eier tatsächlich mit dem für Menschen gefährlichen Gift verunreinigt waren, könne nicht gesagt werden. Eine Probe der Eier gebe es nicht. Man halte sich derzeit an die von niederländischen und deutschen Behörden zur Verfügung gestellten Nummern, die auf allen Eiern aufgestempelt sind. Eine ständig aktualisierte Liste der betroffenen Kennzeichnungen findet sich im Internet unter www.lua.rlp.de .

Es wird mittlerweile auch nicht mehr ausgeschlossen, dass das für die Lebensmitteprodukiton verbotene Gift, möglicherweise vermischt mit einem zugelassenen Wirkstoff auch in rheinland-pfälzischen Geflügelhöfen verwendet worden ist. Stiefel kündigt an, dass in den nächsten Wochen alle größeren Betriebe überprüft würden, auch Freiland- und Bio-Höfe. Gebe es dabei einen Hinweis auf Verwendung des Insektengifts würden die Eier stichprobenartig überprüft. "Wir nehmen die Lage sehr ernst. Fipronil ist ein Insektizid und hat in Nahrungsmitteln absolut nichts zu suchen", sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Der Discounter Aldi hatte gestern alle Eier, unabhänig von ihrer Herkunft, aus seinen Läden verbannt. In Luxemburger Aldi-Filialen werden weiterhin Eier verkauft.

Rewe und Penny nahmen alle Eier aus den Niederlanden aus dem Verkauf. Mindestens drei Millionen mit Fipronil vergiftete Eier aus dem Land wurden nach Deutschland geliefert. Verbraucherschützerin Fesser rät daher, derzeit keine Eier aus Holland zu essen. Erkennbar sind diese an NL in der aufgestempelten Kennzeichnung. Sie empfiehlt stattdessen Eier aus regionaler Produktion zu kaufen. Fesser fordert eine umfassende Kontrolle aller Eierproduzenten. Außerdem müssten alle Produkte, in denen Eier verwendet werden, etwa Nudeln, auch eine Herkunftskennzeichnung erhalten. "Es wäre gut zu wissen, wo die Eier aus den Niederlanden weiterverarbeitet wurden." Kommentar Seite 2

FDP BRINGT THEMA IN DEN LANDTAG
(flor) Der Eifeler FDP-Landtagsabgeordnete Marco Weber, fordert das Land auf, die regionale Eierproduktion stärker zu fördern, "um unabhängiger von Importen zu werden." Die FDP will den Eierskandal in den Landtag bringen.

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