Ein Angeklagter geht stiften

TRIER. Weil sie gestohlene Autoradios und Navigationsgeräte übers Internet verkauft haben, hat das Landgericht Trier zwei 30 und 35 Jahre alte Männer zu Gefängnisstrafen verurteilt. Ein dritter Angeklagter ging vor der Verhandlung stiften.

Die kriminelle Masche war professionell organisiert, und sie lief über Jahre erfolgreich: Über dunkle Kanäle besorgten sich die drei aus Trier, Riol und Bremen stammenden Angeklagten gestohlene Navigationsgeräte, Autoradios, Mini-Bildschirme, Antennen, CD-Wechsler oder Scheinwerfer, die sie anschließend größtenteils über Internet-Auktionshäuser wieder vertickten. Das "world wide web" wurde ihnen schließlich auch zum Verhängnis. Ein Beamter des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamts war stutzig geworden, als er im Internet auf mehrere Top-Angebote neuwertiger Autoradios stieß. Die Fahnder nahmen den Verkäufer genauer unter die Lupe, hörten sein Telefon ab und nahmen ihn schließlich fest. Weil er bei der Vernehmung munter plauderte, flog der ganze Schwindel auf. Die von dem Trio eingekauften und anschließend weiterveräußerten Geräte stammten demnach größtenteils aus Diebstählen bei DaimlerChrysler Bremen und Blaupunkt Hildesheim. In einigen Fällen waren die Navigationsgeräte auch bei Autoaufbrüchen gestohlen worden. Über Internet-Auktionen oder Kleinanzeigenblätter wurden die Teile schließlich deutschland- und europaweit wieder verkauft - etwa um die Hälfte bis Zweidrittel preiswerter als regulär. Gestohlenes Gerät gestohlen

Zwischen zehn Prozent des Verkaufspreises und einem Fixum von 50 Euro pro Gerät sollen die Hehler für sich behalten haben. Weil die Angeklagten in den Vernehmungen und auch im Prozess kein Blatt vor den Mund nahmen, kamen sie letztlich vergleichsweise glimpflich davon: Einen 35-jährigen Familienvater aus Bremen verurteilte die Dritte Große Strafkammer (Vorsitzender Richter: Amin Hardt) zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten, ein Jahr und fünf Monate zur Bewährung lautete das Urteil für den 30-jährigen Trierer. Der Prozess gegen einen mitangeklagten 29-Jährigen aus Riol (Kreis Trier-Saarburg) musste auf unbestimmte Zeit vertagt werden. Der Ungar, dessen Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt war, setzte sich offenbar kurz vor der Verhandlung ab. Jetzt wird Lazlo L. mit internationalem Haftbefehl gesucht, Zielfahnder sind eingeschaltet. "Nur eine Frage der Zeit, bis er uns ins Netz geht", ist Staatsanwalt Thomas Albrecht optimistisch. Dem Trierer Ankläger hat der Fall mächtig Arbeit beschert. Denn neben den drei Angeklagten sind auch mehrere hundert Käufer der im Internet angebotenen gestohlenen Geräte "mit am Brett". Gegen sie hat die Staatsanwaltschaft Trier Verfahren eingeleitet, die Radios, CD-Wechsler oder Navigationsgeräte wurden konfisziert. Einer der Käufer hatte laut Staatsanwalt Albrecht übrigens nur kurze Zeit Freude an dem von einem Hehler "unter Preis" erworbenen Navigationsgerät: In Bremen wurde es ihm aus dem Auto geklaut. Wahrscheinlich fährt jetzt schon der Nächste mit dem vermeintlichen Schnäppchen durch die Gegend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort