Ein Mann mit zwei Gesichtern

TRIER. Beim Prozess gegen einen ehemaligen Ladendetektiv, der wegen Betrugs, Erpressung und Freiheitsberaubung vor dem Landgericht angeklagt ist, schiebt sich immer mehr die Grundsatzfrage des Umgangs mit Ladendieben in den Vordergrund.

Am dritten Verhandlungstag kamen die Mitarbeiter des Billigwaren-Geschäfts in der Trierer Innenstadt zu Wort. Ihre Aussagen fielen recht günstig für den 58-jährigen Angeklagten aus. Eindeutiger Trend: Detektiv Peter Claus B. habe keinen bedrängenden oder gar bedrohlichen Ton gegenüber ertappten Ladendieben an den Tag gelegt und die Erstattung einer "Fangprämie" von 100 Euro nie mit der Aussicht gekoppelt, auf eine Strafanzeige zu verzichten. Beide Vorwürfe sind zentrale Stützpfeiler der Anklage und werden durch eine Fülle von Aussagen im Ermittlungsverfahren untermauert. Die jetzt vor Gericht gehörten Mitarbeiter konnten naturgemäß nur für jene Fälle sprechen, in denen sie anwesend waren. B. habe stets eine zweite Person zu den Gesprächen mit den mutmaßlichen Dieben hinzugezogen, sagte ein 23-jähriger Verkäufer. Meist war es die Fillial-Leiterin, deren Aussage für den nächsten Verhandlungstag am 25. April mit Spannung erwartet wird. Lässt auch sie sich in gleicher Weise ein, dürfte kein Weg daran vorbei führen, jeden einzelnen Fall, in dem B. zur Zahlung der Fangprämie genötigt haben soll, mit umfassenden Zeugenaussagen aufzurollen. Auch in einem weiteren Punkt konnte der Angeklagte den Prozesstag als Erfolg verbuchen: Die nach Auffassung der Staatsanwaltschaft unzulässig hohe Fangprämie sei von der Zentrale der Ladenkette festgesetzt worden und nicht von Peter Claus B., sagte ein Zeuge aus. Die Summe habe der Abschreckung potenzieller Ladendiebe gedient. "Wir konnten die Leute doch nicht einfach machen lassen", zumal man erfahren habe, "dass in Schulen schon Wettkämpfe ausgetragen werden, wer das meiste bei uns geklaut hat". Oft seien bis zu acht Diebe pro Tag ertappt worden. Dass B. auf die Zahlung der Fangprämie geachtet habe, sei doch ganz normal, meinte der Verkäufer: "Ich gehe ja auch nicht für nix arbeiten."

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