Ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt

TRIER. (DiL) Ein Erfolgsmodell feiert seinen 20. Geburtstag: Das fachgebietsübergreifende Institut für Umwelt- und Technikrecht der Universität Trier ist als wissenschaftliche Instanz nicht mehr wegzudenken.

Historiker hätten vielleicht einen Anflug von schlechtem Gewissen bei diesem runden Jubiläum. Denn in seinem jetzigen Status erblickte das Institut erst 1989 das Licht der Welt. Aber die Juristen, von Berufs wegen flexibel in der Interpretation von Sachverhalten, rechneten flugs vier Gründerjahre als Forschungsstelle hinzu, und die Sache war rund. Die Idee, Umwelt- und Technikrecht miteinander zu verbinden, war Mitte der 80er Jahre höchst innovativ. "Damals gab es so etwas an deutschen Fakultäten nicht", erinnert sich Gründervater Professor Peter Marburger. Umwelt-Themen haben Konjunktur

Aber das Thema Umwelt hatte Konjunktur, - kein Zufall, dass sich eines der ersten großen Kolloquien mit "Waldschäden als Rechtsproblem" befasste. Altlasten, Gentechnik, Elektrosmog, Ökosteuer, Emissionsrechte: Wo immer die Politik in den letzten zwei Jahrzehnten ökologische Duftmarken setzte, lieferte sie dem Institut reichlich Stoff für die wissenschaftliche Begleitung und Auseinandersetzung. Was Trier für diese Arbeit prädestinierte, war der kombinierte Sachverstand unterschiedlicher Spezialisten. Denn das Professoren-Kollegium verfügte über Umwelt- und Technikrecht-Experten aus verschiedenen Disziplinen. Staats- und Verwaltungsrechtler forschten ebenso in diesem Gebiet wie Zivil- und Europarechtler. Der Brückenschlag über sonst sorgfältig getrennte Bereiche schaffte ideale Voraussetzungen für den Erfolg des Instituts. "Inzwischen sind wir weltweit bekannt", sagt Professor Marburger nicht ohne Stolz. Wie sein Kollege Meinhard Schröder ist er seit der ersten Stunde dabei - auch das eine Seltenheit im wechselfreudigen Wissenschaftsbetrieb. Das attraktive Institut half der Uni, Koryphäen zu binden und neue hinzuzugewinnen. So wie den heutigen Verfassungsrichter Udo di Fabio, der in den 90er Jahren die Geschäfte führte. Inzwischen gehören mit Reinhard Hendler und Michael Reinhardt neue Professoren zum Direktorium - Garanten für eine Fortsetzung des Erfolgskurses. Trotz Sparmaßnahmen allerorten: Peter Marburger sieht die Existenz seiner Einrichtung als gesichert an. Das Land Rheinland-Pfalz, das die Hauptlast der Finanzierung trägt, weiß den Wert des Instituts zu schätzen. Selbst in Zeiten, da die Politik "dringendere Sorgen hat als die Umwelt", wie der Professor einräumt. Neben der Rolle als "Think Tank" und Rekrutierungsstelle für hoch qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs - man verzeichnet zahlreiche Stipendiaten, Doktoranden und sogar zwei Professoren - sollen künftig auch "normale" Studenten verstärkt von der Kompetenz des Instituts profitieren. Ein Schwerpunktbereich wird gegründet, um zu ermöglichen, dass Umwelt- und Technikrecht als Wahlfach im Rahmen des Studiums angeboten wird. Kein Wunder also, dass der frühere Dekan des Jura-Fachbereichs, Professor Dorn, das Institut als "Pfund" bezeichnete, "mit dem man wuchern kann". So werden es auch die Redner bei der heutigen Festveranstaltung sehen, die um 15 Uhr in der ehemaligen Kapelle auf dem heutigen Campus II (Petrisberg) stattfindet. Als Gäste werden unter anderem Verfassungsrichter di Fabio - sein Festvortrag über "Die Ökonomisierung des Umweltrechts" ist öffentlich - und BASF-Manager Eckart Sünner erwartet, der dem Förderverein des Instituts vorsteht.

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