Ein Studium für die Praxis

MAINZ. (win) Ab 2005 wird die Lehrerausbildung in Rheinland-Pfalz stufenweise neu geordnet. Mit mehr Praxisnähe und pädagogischer Schulung während des Studiums soll letztlich die Unterrichtsqualität verbessert werden.

"Ein Lehrer muss zum Lehrer und nicht unbedingt zum gutenWissenschaftler ausgebildet werden!" Unter dieser Vorgabe siehtWissenschaftsminister Jürgen Zöllner sein in dieser Woche vomKabinett gebilligtes Konzept zur Lehrerausbildung (der TVberichtete). Doch in seinen Plänen für eine stärker pädagogischund nicht so sehr auf Fachwissen ausgerichtete Ausbildung mussteZöllner einige Abstriche machen. Das Studium erhält eine völligneue Struktur: Nach einem Grundstudium von drei Jahren, das miteinem neuartigen Bachelor-Abschluss endet, schließt sich ein nachSchularten gegliedertesMaster-Studium an. Bereits abStudienbeginn sind Praktika in den Semesterferien eingeplant, diemehr Bezug zur Schulpraxis in die Ausbildung bringen. AufEinwände von Koalitionspartner FDP und teilweise auch Hochschulenverabschiedete sich Zöllner von seinem ursprünglichen Plan eineseinheitlichen Grundstudiums für alle Lehrer. Nun können bereitsab dem ersten Semester auf bestimmte Schularten ausgerichteteStudieninhalte angeboten werden. Damit werden nach Angaben vonFDP-Fraktionschef Werner Kuhn vor allem die Ansprüche an dasFachwissen von Gymnasiallehrern und Berufsschullehrernsichergestellt. Ein Wechsel zwischen Fachstudium und Ausbildungzum höheren Lehramt bleibt möglich. Gewerkschaften: Reform verwässert

Zwar wird der Anteil der Bildungswissenschaften gegenüber den momentan gültigen Vorgaben laut Zöllner mehr als verdoppelt. Die ersten Konzeptentwürfe sahen allerdings eine noch weitergehende Verschiebung vor. Aus der Neuorganisation folgt auch eine insgesamt kürzere Ausbildungszeit, weil sich der Vorbereitungsdienst auf ein Jahr halbiert. Die Lehrerausbildung, die in Deutschland weltweit am längsten dauert, verkürzt sich damit je nach Schulart zwischen einem halben und einem Jahr.

Die Umstellung des Studiums wird, so der Landtag zustimmt, Mitte 2005 stufenweise beginnen. Dann soll noch im alten Studiensystem generell der Anteil der Bildungswissenschaften ausgebaut und an einzelnen Universitäten mit dem Aufbau des neuen zweigeteilten Studiums begonnen werden. Ab 2008 wird das Konzept nach Zöllners Vorstellung landesweit eingeführt. Da die Kultusministerkonferenz bereits Anerkennung signalisiert hat, erwartet der Minister auch bei einem Wechsel von Studierenden in andere Bundesländer keine größeren Probleme. Er unterstellt durchaus Interesse "auswärtiger" Studenten an der neuen kürzeren Lehrerausbildung. Die Lehrergewerkschaften GEW und VBE kritisierten den Abschied vom einheitlichen Grundstudium. Die Reform werde dadurch verwässert.

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