Ein schweigsamer Angeklagter und viele Erinnerungslücken

TRIER. Vor dem Landgericht hat der Prozess gegen einen ehemaligen Autohändler aus Trier begonnen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den 49-Jährigen, Anfang August 2002 in seiner Firma gezündelt zu haben, um die Versicherungssumme zu kassieren.

Wie exakt können sich Zeugen nach mehr als zwei Jahren noch erinnern? Allenfalls bruchstückhaft, wenn man von dem gestrigen Prozessauftakt gegen einen Geschäftsmann aus Trier-Zewen ausgeht. Der gelernte KFZ-Meister soll damals sein Autohaus angezündet haben, glaubt jedenfalls Staatsanwalt Wolfgang Spies. Der Angeklagte macht nur Angaben zu seiner Person, schweigt ansonsten zu den Vorwürfen. Umso größer die Bedeutung der Zeugen. Gleich im Dutzend laufen sie am ersten Prozesstag auf und zucken reihenweise mit den Schultern: "Kann ich nicht mehr so genau sagen." "Weiß ich nach über zwei Jahren nicht mehr." "Kann mich nicht mehr erinnern." "Wenn ich das damals bei der Vernehmung so gesagt habe…" So lauten die Antworten, die das fünfköpfige Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung zu hören bekommen. Eine mühsame Beweisaufnahme. "Haftsachen gehen eben vor", sagt Vorsitzender Rolf Gabelmann später entschuldigend auf die Frage, warum dem Angeklagten erst nach so langer Zeit der Prozess gemacht werde. Einen Tag hat auch der im Anzug erschienene Geschäftsmann schon hinter schwedischen Gardinen zugebracht. Noch am Abend des Brandes war der dreifache Familienvater damals festgenommen worden - als mutmaßlicher Feuerteufel. Ein Zeuge, der mit seinem Cabriolet zufällig vorbeifuhr, als es knallte und Rauchwolken aus dem Dach des Autohauses aufstiegen, hatte ihn am Ort des Geschehens gesehen. 24 Stunden später wurde der Haftbefehl gegen den Händler wieder außer Vollzug gesetzt - gegen Auflagen und eine Kaution von 50 000 Euro. Jetzt sitzt der äußerlich ein wenig an den deutschen Regisseur Hark Bohm erinnernde Angeklagte neben seinen beiden Rechtsanwälten Otmar Schaffarczyk und Frank Schulze und schweigt. Da nutzt auch der Hinweis des Richters nichts, ein Geständnis werde strafmildernd berücksichtigt. Unmittelbar nach der Explosion an einem Samstag gegen 18 Uhr waren gleich mehrere Leute vor Ort: der Cabriolet-Fahrer, der gerade aus dem Sonnenstudio kam, ein Feuerwehrmann aus der Eifel, der sich im Industriegebiet verfahren hatte, und eine Oma, die den Hund Gassi führte. Alle drei hatten den "Rums" gehört, den Rauch und die Flammen gesehen und ein oder mehrere Personen direkt neben dem Autohaus. Zweifelsfrei "identifiziert" ist aber bislang nur ein pensionierter Elektromeister, der vom Skatspielen nach Hause fuhr, als er den Brand sah und helfen wollte. Der Eifeler Feuerwehrmann pfiff ihn seinerzeit rüde zurück - "zu gefährlich". Der Cabriolet-Fahrer ist damals einem älteren Mann ("Vertreter-Typ"), der Richtung Lagerhalle lief, hinterhergeflitzt. Anhand der Kleidung identifizierte er ihn später als den Geschäftsmann. Doch er sah, ebenso wie die Oma, auch noch andere Gestalten in der Nähe des Gebäudes. Deren Identität ist offenbar nie geklärt worden. "Schlampige, einseitige Ermittlungen", meint Rechtsanwalt Schaffarczyk. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

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