Ein unauffälliger Einzelgänger

RIVENICH. Der Rivenicher Serienbrandstifter schweigt zu seinen Tatmotiven. Im Dorf kursieren Gerüchte über familiäre Probleme und seinen Wunsch nach Aufmerksamkeit.

In Rivenich ist wieder Ruhe eingekehrt. Die leeren Straßen rund ums Feuerwehrhäuschen dampfen vom gefallenen Regen. Hinter einer milchigen Scheibe parkt ein einsamer Löschwagen. Dass er in der vergangenen Woche 13 Mal im Einsatz war und die Feuerwehrleute des 740-Seelen-Dorfs und ihre Kollegen aus den umliegenden Gemeinden nicht zur Ruhe kamen, will man in dieser stillen Mittagsstunde kaum glauben.Eine Straße weiter stehen zwei Männer in Arbeitskleidung auf dem Bürgersteig. Die Fäuste in die Hüften gestemmt reden sie miteinander. Nicht aufgeregt, nicht laut. Schließlich müssen sie keine Angst mehr um Haus und Hof haben, seit die Polizei den Brandstifter, der seit Montag vergangener Woche mehrere Feuer rund um Rivenich gelegt hatte, am Freitag festgenommen hat. "Da die Straße hoch hat der Psychopath gewohnt", sagt der Ältere. "Nur gut, dass die ihn haben. So einer braucht doch immer einen noch größeren Kick, vielleicht hätte er demnächst Scheunen oder Häuser im Dorf angesteckt."Fünf Tage lang herrschte der Ausnahmezustand in Rivenich. Alleine am Mittwoch rückte die Wehr vier Mal aus. "Das konnte kein Zufall mehr sein", sagt der Jüngere, der eigentlich ganz gemütlich aussieht. "Wir waren unglaublich wütend und haben uns ausgemalt, was wir mit dem Täter anstellen würden, wenn wir ihn in die Finger bekämen."Probleme mit Freunden und Freundin

Über seine Motive schweigt der wegen Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft im Trierer Gefängnis sitzende Maurer. Erst vor Kurzem ist er wieder in seinen Heimatort gezogen. Es wird gemunkelt, dass seine Freundin sich in der vorvergangenen Woche von ihm getrennt habe. Und seine frühere Freundin habe schließlich doch lieber seinen jüngeren Bruder geheiratet, heißt es. Es hätte familiäre Probleme gegeben, sagen die Männer. Der Vater ist aktives Mitglied in mehreren Vereinen und voll ins Dorfleben integriert. "Die Eltern tun mir leid", sagt ein anderer Mann. "So liebe und freundliche Leute."Einschlägige Vorstrafen hat der 31-jährige Brandstifter nicht. Und im Dorfleben ist er nicht durch Schlägereien oder übermäßigen Alkoholkonsum aufgefallen. "Ganz normal war der trotzdem nicht. Ein Einzelgänger, der zu keiner Clique gehört", sagt der ältere Mann und fährt fort: "Der war im ganzen Dorf bekannt, weil er immer so gerast ist mit seinen Autos. Vielleicht wollte er einfach Aufmerksamkeit."Auf die Spur des jungen Mannes ist die Kriminalpolizei gekommen, weil der Täter auffällig oft an den Brandherden gesehen wurde. "Der fuhr mit seinem Traktor Richtung Feuer, kaum, dass die Sirene verhallt war", sagt einer. "Der war immer sofort vor Ort."Ein Gutachten soll über den psychischen Zustand des Feuerteufels Auskunft geben. "Auch davon wird das Strafmaß, das zwischen einem und zehn Jahren liegen kann, abhängen", sagt der Trierer Oberstaatsanwalt Horst Roos.

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