"Eine Frechheit"

WOLSFELD/DENSBORN. Zwei Brände haben einen Bauernhof in der Eifel zerstört. Der Besitzer kämpft seit Monaten mit der Versicherung, die sich weigert, den kompletten Schaden zu bezahlen.

André Käpper ist verzweifelt. Der Kunsttherapeut aus Wolsfeld (Kreis Bitburg-Prüm) sieht seine Existenz gefährdet. Zwei Brände innerhalb kurzer Zeit haben seinen Bauernhof in Densborn (Kreis Daun), in dem er seit Sommer mit seiner Frau und den drei Kindern eigentlich wohnen wollte, vollständig zerstört. Ende Juli brannte es zum ersten Mal. Das Feuer konnte relativ schnell gelöscht werden, das Haus war noch bewohnbar. Anfang September stand der 70 Jahre alte Hof erneut lichterloh in Flammen, gerade als Käpper, die Spuren des ersten Brandes einigermaßen beseitigt hatte. Den Käppers bleibt nach diesem Feuer nur noch eine Ruine. Der Gesamt-Schaden an dem Haus, das laut Käpper knapp 250 000 Euro Wert sein soll, wurde auf 180 000 Euro geschätzt. Die Kripo ermittelte in beiden Fällen, es wurde sogar vermutet, dass Käpper selbst die Brände gelegt haben könnte. Doch die Staatsanwaltschaft Trier hat mittlerweile die Ermittlungen eingestellt. Trotzdem behauptet Käppers Versicherung, die Provinzial, dass der Schaden "von Käpper grob fahrlässig verursacht wurde". Sie glaubt, dass sich in beiden Fällen Putz-Lappen, die mit Leinöl getränkt waren, sich selbst entzündet haben Schuld an den Bränden seien. Der von der Provinzial beauftragte Brandsachverständige schließt diese Ursache zumindest nicht aus und hält sie für die wahrscheinlichste. "Wir vertreten weiterhin die Auffassung, dass das Verhalten des Herrn Käpper grob fahrlässig und kausal für den Schaden war", schreibt die Provinzial im November. Ein paar Absätze weiter, teilt sie jedoch mit, dass sie trotzdem bereit sei, einen Teil des Schadens zu übernehmen, "weil wir die Gesamtumstände und die persönliche Situation des Versicherungsnehmers berücksichtigt haben". Nun könnte man das Verhalten der Provinzial noch als großzügig und kulant bezeichnen. Doch für Käppers Anwalt Wolfgang Simon aus Bitburg ist es schlicht "eine Frechheit". "Entweder haften sie und bezahlen den kompletten Schaden oder sie haften nicht und sagen, das Feuer ist grob fahrlässig verursacht worden, wir bezahlen gar nichts. So ist es aber absolut unseriös", sagt er. Simon ist entschlossen, gegen die Provinzial zu prozessieren, falls sich die Versicherung weigere, mehr als die nun angebotenen 75 Prozent des Schadens zu zahlen. "Die lassen die Familie im Regen stehen und wollen sie mürbe machen. So etwas Dreistes habe ich bislang noch nicht erlebt", ärgert sich der Jurist. Auch wenn die Brandursache in beiden Fällen noch nicht zu hundert Prozent geklärt sei, spreche "absolut nichts" für Brandstiftung oder grobe Fahrlässigkeit. Daher sieht er keinen Grund, warum die Versicherung den Schaden nicht in vollem Umfang übernehmen solle. Die These, dass sich die zusammen mit anderem Abfall in Plastiksäcke geworfenen Lappen selbst entzündet haben könnten, hält er für abwegig. Er ist bereit, die Versicherung zu verklagen. Anfang Dezember teilte die Provinzial dem Anwalt mit, dass sie bereit sei, erneut einen Sachverständigen zu beauftragen, der die Schadenshöhe feststellen solle. Über die Ursache gibt es aus Sicht der Versicherung jedoch keine Unklarheiten mehr, darüber soll es kein eigenes Gutachten mehr geben. Seitdem herrscht seitens der Provinzial Funkstille. Man wolle zu dem Fall "derzeit keine öffentliche Stellungnahme" abgeben, teilte die Pressestelle auf TV -Anfrage mit. Immerhin wünschte die Versicherung André Käpper vor vier Wochen noch "viel Glück mit ihrem neuen Wohngebäude", als sie im mitteilte, dass die Rohbauversicherung nun fristgemäß abgelaufen sei. "Ich fühle mich wirklich verschaukelt. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, damit wir an unser Geld kommen", sagt Käpper. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schreiben Sie uns: thema@volksfreund.de Wir bringen's voran.

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