Eine wenig frohe Botschaft

TRIER. Die Entscheidung war wenig überraschend, die Verkündigung wurde zum Ereignis: Bischof Marx hat den Saarbrücker Priester Gotthold Hasenhüttl suspendiert.

 Reinhard Marx ganz nachdenklich: Der Bischof suspendiert einen seiner Priester.Foto: Friedemann Vetter

Reinhard Marx ganz nachdenklich: Der Bischof suspendiert einen seiner Priester.Foto: Friedemann Vetter

Kein einfacher Tag für den Trierer Bischof Reinhard Marx: Er muss eine überaus unpopuläre Strafmaßnahme verkünden, die Suspendierung des Theologen Gotthold Hasenhüttl. Ein Thema, das zu allem Überfluss auch noch bundesweit die Medien interessiert. Vor "Tagesschau"- und "heute"-Kameras braucht da selbst der normalerweise so souveräne Bischof Beistand - und wirkt trotzdem bei weitem nicht so selbstsicher wie sonst. Gleich zwei Universitätsprofessoren hat er mitgebracht, die ihm Rückendeckung und theologische Argumentationshilfe geben. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit der freien Rede liest Marx eine vorbereitete Erklärung nahezu wörtlich vom Blatt ab. Und macht gleich zu Beginn klar, dass er nicht nur bei den Trierer Professoren Beistand gesucht hat: Er habe Rücksprache mit mehreren Bischöfen gehalten. Und selbst bei der Evangelischen Kirche hat sich Marx gemeldet, sein Vorgehen dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, vorab erklärt. Rundherum abgesichert - fast scheint es, als müsse Marx sein Tun auch vor sich selbst noch rechtfertigen. Immer wieder betont er, dass er so handeln müsse, wie er es getan hat, dass auch der Bischof nicht über dem Kirchenrecht stehe, dass ihm keine Wahl bleibe. "Ich bin der festen Überzeugung, dass ich meiner Verantwortung als Bischof nicht gerecht würde, wenn ich hier nicht handelte", sagt Marx. Noch mehrmals spricht er von "Verantwortung", betont außerdem immer wieder, wie sehr ihm die "Einheit der Kirche" am Herzen liege. Hier die Kirche, da der Einzelgänger Gotthold Hasenhüttl - es ist dieses Bild, das Marx und seine Professoren zeichnen wollen. "Alle Welt hat die jüngste Enzyklika des Papstes als Verbot verstanden, nur Hasenhüttl interpretiert sie anders", sagt der Bischof. Hasenhüttls Eucharistieverständnis sei falsch, versucht Dogmatik-Professor Manfred Scheuer wortreich und unter Berufung auf Kirchenrecht, Konzil und Bibelstellen zu erklären. Die wenigsten Journalisten können da noch folgen. Und Bischof Marx weiß, dass es auch den meisten Gläubigen ähnlich gehen wird. Den Geistlichen im Bistum Trier wird deshalb in diesen Tagen eine Argumentationshilfe zum Fall Hasenhüttl zugehen. Marx wirbt darin um Verständnis, wissend, dass ihn die Suspendierung eines Priesters nicht eben beliebter macht. Deshalb versucht er es auch mit versöhnlichen Tönen, etwa dem Hinweis, eine Suspendierung sei nichts Endgültiges. Dass Hasenhüttl dazu seine Meinung ändern und bereuen müsste, ist jedoch mehr als unwahrscheinlich. Die von Marx beschworene Einheit der Katholiken bekommt im Bistum wohl erst einmal einen Riss. Wahrlich kein leichter Tag für den Bischof.

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