Emsige Prüfer

TRIER. Seit Mitte Mai beleuchtet die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft Deloitte Touche im Auftrag des Stadtrates die Stadtwerke Trier (SWT). Eine detaillierte Bestandsaufnahme der Vorgänge, unter anderem der Millionenverluste des Parkhauses Ostallee und des City-Parkhauses, ist mittlerweile erfolgt. Zurzeit wird aus juristischer Sicht geprüft.

Mit dem Ausscheiden von Ewald Thisses Nachfolger Martin Cirener, der am 1. Juli sein Amt als Vorstandssprecher der Stadtwerke Krefeld angetreten hat, sollte der Abschluss- oder zumindest ein Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer vorliegen. Bislang wurden jedoch offiziell keine Ergebnisse bekannt. "Derzeit sind die Juristen der Wirtschaftsprüfer bei der Arbeit. Schließlich wollen wir wissen, ob alles rechtens war oder nicht", berichtet der seit dem 1. Juli amtierende neue SWT-Geschäftsführer Olaf Hornfeck auf TV -Anfrage. Nicht nur die Juristen von Deloitte Touche seien aktiv, sondern unabhängig davon auch die Experten der Gesellschaft PwC Deutsche Revision, von denen die Stadtwerke seit Jahren betreut werden. Ende Juli lägen voraussichtlich die Ergebnisse vor.Komplizierte Bewertung der Fakten

Insider berichten von emsigen Wirtschaftsprüfern, die sich wochenlang in die Akten vertieft hätten. Ein für die Stadtwerke kostspieliger Vorgang, denn die Gesamtkosten dürften sich auf rund 200 000 Euro belaufen. Dem Vernehmen nach zeichnet sich ab, dass Ex-SWT-Chef Thisse (seit Ende März 2001 im Ruhestand) im Fall des Parkhauses Ostallee eigenmächtig nachteilige Verträge abschloss. Er soll einen Beschluss des Aufsichtsrates missachtet und anders gehandelt haben, ohne diesen zu informieren. Anscheinend war laut Beschluss des Aufsichtsrates vom 2. Dezember 1999 ein Parkhaus mit 527 Stellplätzen geplant, das rund 6,65 Millionen Euro kosten sollte. Nach Ewald Thisses Kalkulation sollte die Trierer Wohnungs- und Gewerbebau AG (Triwo) 450 Stellplätze finanzieren, also 5,67 Millionen Euro. Die Stadtwerke sollten 77 Stellplätze (rund 980 000 Euro) bezahlen und wollten dafür den Wert des ihnen gehörenden Grundstückes einbringen. Doch dann geschah Folgendes: Entgegen Thisses eigener Kalkulation und dem entsprechenden Beschluss des SWT-Aufsichtsrates kassierten die Stadtwerke von der Triwo nicht 5,67 Millionen Euro, sondern nur 3,88 Millionen. Ergebnis: Der Versorgungs-Konzern musste für den Bau des Parkhauses 1,79 Millionen Euro mehr als geplant bezahlen. Dieses Geld ist unwiderruflich verloren. Der Aufsichtsrat mit dem Trierer Oberbürgermeister HelmutSchröer an der Spitze nahm den damaligen SWT-Geschäftsführer nicht in die Pflicht, obwohl dieser offenbar einen Beschluss missachtet und damit den Millionenverlust verursacht hatte. Das Gremium erteilte Ewald Thisse im Nachhinein mehrheitlich Entlastung. Eine so genannte "D&O-Versicherung" zur eventuellen Behebung des finanziellen Schadens konnte damit nicht mehr in Anspruch genommen werden. Die Trierer Staatsanwaltschaft, die im Jahre 2001 ein Ermittlungsverfahren gegen Thisse geführt und nach fünf Monaten eingestellt hatte, prüft seit Februar dieses Jahres erneut. Nach TV -Informationen wurde der Vorgang vom Leitenden Trierer Oberstaatsanwalt Horst Roos bei seinen Kollegen in Koblenz zur Sprache gebracht, doch die Akte landete letztlich wieder in Trier. Mit dem Ergebnis der "Vor-Ermittlungen", so Roos, sei in Kürze zu rechnen. Unterdessen sollen die Wirtschaftsprüfer nicht nur im Fall des Parkhauses Ostallee einen Managementfehler von Ewald Thisse entdeckt haben. Insider berichten, im Jahr 2000, als die Saar Ferngas AG mit Sitz in Saarbrücken 24,9 Prozent der Unternehmensanteile der Versorgungs-GmbH der Stadtwerke übernahm, sei Thisse einer "fatalen Fehleinschätzung" unterlegen. Das habe einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe verursacht. Ewald Thisse hat diesen Vorwurf gegenüber dem TV zurückgewiesen.

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