Engpass bei Erntehelfern

MAINZ. Bauern und Winzern im Land droht in diesem Jahr ein neuer Engpass bei den Erntehelfern. Die Arbeitsagenturen rechnen mit sehr viel weniger osteuropäischen Saisonarbeitern als 2006. Die schwierige Lage bei der Weinlese werde sich weiter verschärfen, befürchtet Mosel-Weinbaupräsident Adolf Schmitt.

Die heftig umstrittenen begrenzten Kontingente für ausländische Erntehelfer, hohe Beiträge für ihre Sozialversicherung und die verbesserte wirtschaftliche Lage vor allem in Polen werden in diesem Jahr für einen weiteren Rückgang der Zahl der Saisonarbeiter sorgen. Bereits im vergangenen Jahr kamen mit 46 000 Männern und Frauen rund 4700 weniger für Ernte-Jobs nach Rheinland-Pfalz als 2005.Heftiger Protest gegen die Eckpunkte

Die Arbeit hat nach Angaben von Hans-Werner Schade, Chef der regionalen Arbeitsagentur, deutlich an Attraktivität eingebüßt, da sich die wirtschaftliche Entwicklung in den Heimatländern verbessert hat und neben Polen jetzt auch für Rumänen oder Bulgaren Sozialversicherungsabgaben von mehr als 40 Prozent fällig werden. Bereits im vorigen Jahr lief jede siebte Anforderung für polnische Saisonarbeiter ins Leere. Teilweise weichen sie auch nach Großbritannien oder in die Niederlande aus, weil dort weniger Sozialabgaben fällig sind. In Deutschland liegen die Stundenlöhne zwischen 4,80 und 7,50 Euro. Weiter heftigen Protest gibt es bei Gemüsebauern vor allem in der Pfalz und bei Winzern gegen die Eckpunkte für ausländische Helfer. Sie dürfen im Regelfall nicht 80 Prozent der 2005er-Quote überschreiten. Können für die restlichen Stellen keine deutschen Kräfte von den Arbeitsagenturen vermittelt werden, liegt die Grenze bei 90 Prozent. Ein Überschreiten dieser Grenze ist jedoch nur in besonderen Härtefällen zulässig. Davon gab es 2006 lediglich 200. Trotz umfangreicher Schulungen und vereinzelter Kombilohn-Modelle gelang es im vergangenen Jahr nur, 600 arbeitslose Deutsche für einen Ernteeinsatz zu gewinnen. An den Quoten wird in Berlin jedoch weiter festgehalten. Die bürokratischen Barrieren hatten laut Weinbaupräsident Adolf Schmitt bei der jüngsten Lese an der Mosel teilweise dramatische wirtschaftliche Folgen für Betriebe, weil die Ernte wegen fehlender Arbeitskräfte nicht schnell genug eingefahren werden konnte. Dadurch werden nach seinen Angaben nicht nur Winzer in Not gebracht, sondern auch die Rekultivierung von arbeitsreichen Steillagen verhindert. Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) hatte zugesagt, sich für mehr regionale Flexibilität bei der Bundesregelung einzusetzen. Daraufhin hatten die Winzer laut Schmitt gehofft, bei bis zu zehn Ernte-Jobs pro Betrieb werde die Vorgabe ausgesetzt. Nun fürchtet er, dass sich der Engpass weiter verschärfen könnte. Die Vorgaben seien zu kompliziert, räumte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers ein. Es gebe jedoch eine grundsätzliche Übereinkunft mit Bauernverbänden und Arbeitsagenturen, Ausnahmen flexibel zu regeln, gerade in Problemregionen wie der Vorderpfalz. Heute will sich auch das Kabinett mit dem Thema Erntehelfer beschäftigen.

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