Mainz/Saulheim. (sem) Das Verschwinden von Kai Baumgärtner stellt die Polizei vor ein Rätsel. Jeder im Umfeld des Studenten bestätigt: Der 21-Jährige, der in Mainz studiert und bei seiner Familie im rheinhessischen Saulheim lebt, ist zuverlässig, gewissenhaft und beliebt. Und doch hat er vor einer Woche ohne ein Wort das Mainzer Bistro "Codex" verlassen - und wurde nicht mehr gesehen. Mit seinen Freunden hatte Kai Baumgärtner am vergangenen Freitag den Mainzer Weihnachtsmarkt besucht, ein paar Glühwein getrunken, im Anschluss das "Codex" besucht. Nicht mehr ganz nüchtern war Kai, aber nicht betrunken, sagen seine Begleiter. Die Freunde hatten vor, mit dem Zug nach Hause zu fahren - so dass es zunächst niemanden wunderte, dass Kai das Lokal gegen 23 Uhr allein verließ. Alle dachten, dass er zum Bahnhof vorgeht und vielleicht einen früheren Zug nimmt. Es war das bislang letzte Mal, dass sie ihren Freund sahen. Erinnerungen an den ungelösten Fall der Trierer Studentin Tanja Gräff werden wach, die nach dem Besuch eines Sommerfests an der Fachhochschule spurlos verschwand. Und auch im Mainzer Fall tappt die Polizei im Dunkeln. "Bei Tanja spricht einiges für ein Gewaltverbrechen", sagt Heidi Nägel, Sprecherin der Polizei Mainz. Bei Kai hingegen sei vollkommen unklar, was hinter dem Verschwinden stecken könnte - und das ist laut Nägel sehr selten. Denkbar ist alles: Kai könnte Opfer eines Unfalls oder eines Verbrechens geworden sein, einen Filmriss erlitten haben oder durchgebrannt sein. Hinweise gibt es auf nichts davon. Ermittelt wird in alle Richtungen, einen konkreten Ansatzpunkt gibt es nicht. Streifen und Wasserschutzpolizei durchforsten die Umgebung, die Hubschrauberstaffel wird bei besserer Sicht den Boden absuchen - der Student könnte gestürzt oder in den Rhein gefallen sein. Außerdem haben die zuständigen Kommissare mit Angehörigen und Bekannten des Vermissten gesprochen. Dass Kai Baumgärtner ein Geheimnis haben könnte, von dem bisher niemand weiß, ist nicht auszuschließen. Bislang haben die Ermittler aber nichts anderes gehört als die Beschreibung eines beliebten Lehramtsstudenten, der gerne Handball spielt, eine katholische Jugendgruppe leitet, gute Freunde hat - und keinen Grund, von zu Hause abzuhauen.