Ernte gut – alles gut: Bauern in der Region kommen mit blauem Auge davon (Videos)

Trier/Welschbillig · Trotz Spätfrösten und Trockenheit kommen die meisten Bauern mit einem blauen Auge davon. Die Preise für Butter und Milch sind stark gestiegen.

Bis zwei Uhr nachts rollen am frühen Montag die Mähdrescher über die Felder, um so viel Getreide zu ernten wie möglich, ehe ein Regen auf die Region niederprasselt, wie es ihn in diesem Jahr noch nicht gegeben hat. 2017 - das steht bereits jetzt fest - ist erneut ein Jahr der Extreme. Spätfröste haben nach einem ungewöhnlich warmen März in Weinbergen gewütet und einen Großteil der rheinland-pfälzischen Obsternte zerstört. Auch die extreme Trockenheit, die Herbst, Winter und Frühjahr in der Region prägte, machte den Bauern schwer zu schaffen. Insbesondere den Milchviehhaltern, die nur halb so viel Grünfutter ernten konnten wie normal - das Gras wollte einfach nicht wachsen.

Dennoch herrscht beim Erntegespräch des Bauern- und Winzerverbands auf dem Gelände eines Agrarhandels in Welschbillig keine Katastrophenstimmung. Dank des wechselhaften Wetters ab Mitte Juni bleibt die befürchtete Missernte aus. Das Getreide hat sich noch überraschend gut entwickelt. Weder bei der Qualität noch der Menge von Gerste, Raps, Roggen oder Weizen sind erhebliche Einbußen zu erwarten. "In so einem schwierigen Jahr hätten wir nicht mehr mit solchen Erträgen gerechnet", sagt Verbandspräsident Michael Horper erleichtert.

Mit Engpässen oder enormen Preisanstiegen beim Getreide war in einer globalisierten Welt für 2017 allerdings ohnehin nicht zu rechnen - fielen die Ernten in Australien und Südamerika doch sehr gut aus.
Der Mais hat sich in Rheinland-Pfalz trotz der Trockenheit sogar sehr gut entwickelt. Für die gebeutelten Futterbaubetriebe sei er nun eine Art Lebensversicherung, sagt Horper. Zugute kommt Milchviehhaltern, dass die Preise für Milch oder Butter stark gestiegen sind.

So teilte das Statistische Bundesamt kürzlich mit, dass Butter den Verbraucher im Juni 2017 rund 60 Prozent mehr kostete als im Juni 2016: Für das günstigste 250-Gramm-Stück sind selbst im Discounter rund 1,50 Euro fällig. Medienberichten zufolge haben die Fettpreise weltweit angezogen. Auch für Molkereiprodukte (plus 13,2 Prozent) müssen die Verbraucher 2017 deutlich mehr zahlen.

Aktuell bekommen die Bauern rund 33 Cent pro Liter Milch. "Und wenn wir unseren Molkereien glauben, dann könnte da in den nächsten Monaten noch der ein oder andere Cent draufkommen", sagt der Bauernpräsident. Für die Betriebe sei dies unendlich wichtig.

Noch völlig offen ist derzeit, wie gut die Weine des Jahrgangs 2017 werden. Fest steht lediglich, dass weniger Trauben da sind als üblich - waren laut Winzersprecher Walter Clüsserath doch 3000 Hektar des Anbaugebiets Mosel von den Spätfrösten betroffen.

Dramatisch fällt die Erntebilanz für viele rheinland-pfälzische Obstbauern aus (der TV berichtete). Das Landwirtschaftsministerium erkennt die Frostschäden daher als Naturkatastrophe an und zahlt Betrieben in Not bis zu 10.000 Euro.

In den vergangenen Jahren häufen sich die Wetterkapriolen. "Wir spüren den Klimawandel ganz extrem", sagt Horper. Dürre, brüllende Hitze, Starkregen - im vergangenen Jahrzehnt habe es fast kein normales Jahr gegeben. Der Beruf werde immer schwieriger.

WICHTIGSTE FELDFRÜCHTE
Wichtigste Feldfrucht in Rheinland-Pfalz ist der Weizen (116.000 Hektar). Mit 155 bis 160 Euro pro Tonne sind die Preise im Vergleich zu 2016 gestiegen (140 Euro). Große Bedeutung haben auch Gerste (74.000 Hektar), Raps (44.000 Hektar) und Mais (36.000 Hektar).

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