"Ernte nicht in Gefahr"

BERNKASTEL-KUES. Das beste Mittel gegen die Schwarzfäule ist die schnelle Rodung brach liegender Weinberge. Ob Ziegen bei der Eindämmung der Krankheit helfen können, wird noch getestet.

Als Michael Maixner, kommissarischer Leiter des Instituts für Pflanzenschutz im Weinbau in Bernkastel-Kues, am Mittwoch vor einer Woche von Frankfurt nach Hause fuhr, überraschte ihn eine Radiomeldung. "Ernte in Gefahr", hieß es da. Maixner hatte vorher in einer Pressekonferenz über die Auswirkungen der Schwarzfäule berichtet. In der Tat seien in einigen Lagen Weinberge zu 100 Prozent befallen. "Aber die Ernte ist nicht in Gefahr", stellt er im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund klar. Mittel- und Obermosel, Saar und Ruwer seien sogar noch glimpflich davon gekommen. An der Untermosel sehe das anders aus. In Bullay müsse ein Ökowinzer, der seine Weinberge auf einer großen Fläche arrondiert habe, mit einem Totalausfall der Ernte rechnen. Und es sei auch nicht so, dass der Pilz, der Blätter, Triebe und Beeren befällt, nicht bekämpft werden könne. Pflanzenschutzmittel, die Peronospora- und Oidium-Befall verhindern sollen, verfügen teilweise über Zusätze, die gegen Schwarzfäule wirksam seien, sagt Maixner. Diese Hinweise seien auch ergangen. "Einige Winzer sind aber immun gegen solche Empfehlungen", sagt Christoph Hoffmann, der sich am Institut in Bernkastel-Kues intensiv mit der Schwarzfäule befasst. Hoffmann und Maixner glauben, dass die Rebschutzhinweise im kommenden Jahr mehr Aufmerksamkeit finden werden. Christoph Hoffmann hat in seine Forschung auch Ziegen eingebunden. Es sei allerdings nicht so, dass die Ziegen die Schwarzfäule quasi auffressen. "Sie sorgen nur dafür, dass in Lagen, in denen kein Maschineneinsatz möglich ist, die Reben wieder freigelegt werden", erläutert Michael Maixner. Oberhalb von Andel haben sechs Ziegen eine Driesche, die mehr als mannshoch von anderen Pflanzen überwuchert war, wieder frei gefressen. Getestet wird aber noch, ob die Ziegen auch die Rinde der Reben fressen. "Dann würden die Reben absterben", sagt Maixner. Hart betroffen sind derzeit allerdings die Ökowinzer. Johannes Schneider (Maring-Noviand) hält einen Ernteausfall von bis zu 50 Prozent für möglich. Daran sei aber nicht nur die Schwarzfäule Schuld. Die feucht-warme Witterung habe insgesamt für hohen Infektionsdruck in den Weinbergen gesorgt. Deshalb seien auch normalerweise resistente Sorten (Regent, Phönix) befallen. Ökologische Mittel (Steinmehlkupfer, Netzschwefel, Backpulver), die bei Riesling und Müller-Thurgau wirken, könnten aber auch bei diesen Sorten helfen. Schneider gibt auch dem Land eine Mitschuld an der Ausbreitung der Schwarzfäule: "Die Ausgleichsflächen für den Bau der B 50 zwischen Klostern Machern und Ürzig wurden nicht gerodet."

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