Erntehelfer-Quote: "Mir graust vor dem Herbst"

MAINZ. Wenige Wochen vor der Weinlese verschärft sich die Kritik an umstrittenen Quoten und Bürokratie beim Einsatz von Erntehelfern. Der Bauern- und Winzerverband fordert ein Ende der Beschränkungen für ausländische Saisonarbeiter. Mosel-Weinbaupräsident Adolf Schmitt befürchtet massive Probleme bei der Ernte.

Monatelang haben die Beschränkungen beim Einsatz ausländischer Erntehelfer vor allem bei Obst- und Gemüsebauern bereits für großen Ärger gesorgt, nun wächst der Verdruss vor der Weinlese bei den Winzern. Nur noch 80, im Ausnahmefall maximal 90 Prozent der Saisonarbeiter von 2005 dürfen in diesem Jahr aus dem Ausland (vor allem Polen) angefordert werden, weil mehr deutsche Langzeitarbeitslose in der Landwirtschaft eingesetzt werden sollen. Diese Vorgaben seien angesichts der schlechten Erfahrungen mit den deutschen Kräften nicht haltbar, kritisiert der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Norbert Schindler. Er verweist auf wirtschaftliche Ausfälle durch schlechte oder gar unverrichtete Erntearbeit. Im Gegensatz zu manchen ostdeutschen Ländern sei in Rheinland-Pfalz an eine Einsatzquote von zehn Prozent deutscher Arbeitsloser nicht zu denken, moniert der CDU-Bundestagsabgeordnete. Bei den über das Jahr benötigten 40 000 Saisonarbeitern rechnet er allenfalls mit einem deutschen Anteil von einem Prozent.Adolf Schmitt, Präsident des Weinbauverbands Mosel-Saar-Ruwer, sagte: "Mir graust es vor dem Herbst." Mehr als 5000 Erntehelfer sind entlang der Mosel jährlich im Einsatz. Trotz aller Proteste habe sich politisch nichts getan. Nur vereinzelt können Arbeitslose nach Schmitts Angaben als Erntehelfer gefunden werden. Die Arbeitsverwaltung müsse endlich ehrlich eingestehen, dass sie keine Kräfte bieten könne, verlangt der Winzer und hofft, dass sich dann die Politik nicht mehr taub stellen kann. Seine Kollegen seien ratlos und verärgert angesichts eines großen bürokratischen Aufwands bei der angeordneten Suche nach deutschen Erntehelfern, deren Erfolglosigkeit von Anfang an klar sei.

Neidvoller Vergleich mit Luxemburg

Neidvoll hören die Mosel- und Saarwinzer von ihren Luxemburger Kollegen, wie problemlos dort das Anwerben ausländischer Saisonarbeiter verläuft, die zudem sechs Monate bleiben dürfen.

Ferdinand Zingen von der Arbeitsagentur Bernkastel-Kues hält dagegen: "Wir haben alles gemacht, um unbürokratisch zu arbeiten." Zudem gebe es bei der Vermittlung deutscher Arbeitsloser durchaus Erfolge. Nach seiner Einschätzung gehen die Anforderungen ohnehin um rund zehn Prozent zurück. Bislang sind erst 3500 der im Durchschnitt jährlich im Bezirk Trier üblichen 5500 ausländischen Erntehelfer angefordert worden. Für derzeit 170 Freiwillige in seinem Bewerberpool gebe es Stellenangebote für 63 Arbeitskräfte. Im Bereich Bernkastel sei fast jede zweite Anforderung bereits erfolgreich vermittelt.

Für Schindler bleibt es bei der Forderung, die Quote zu kippen. Sollte das nicht gelingen, dürfe der Zehn-Prozent-Mindestanteil deutscher Arbeitsloser für die Saisonarbeit wenigstens nur als gesamtdeutsche Anforderung gesehen werden und nicht mehr bindend für jeden Arbeitsamtsbezirk. Dann könnte Rheinland-Pfalz von höheren Quoten in den neuen Bundesländern profitieren. Dass sich allerdings bis zur Weinlese noch etwas an den Bundesvorgaben ändert, glaubt auch der CDU-Bundestagsabgeordnete nicht mehr.

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