Erst viel Tamtam, dann Schweigen

Die angebliche Entführung einer jungen Frau hat die Trierer Polizei bis in den späten Mittwochabend in Atem gehalten. Am Ende stellte sich heraus: Die Geschichte war erstunken und erlogen. Über die Hintergründe hüllen sich die Ermittler in Schweigen.

Trier. Geheimniskrämerei auch am Tag eins nach dem größten Trierer Polizeieinsatz seit Monaten: Mehr als eine dürftige Pressemeldung von Sprecherin Monika Peters gab es auch gestern nicht zu den Vorkommnissen am späten Mittwochabend. Immerhin: Der Grund der groß angelegten Fahndung, bei der unter anderem auch zwei Polizei-Hubschrauber stundenlang über Trier und Umgebung kreisten, ist inzwischen klar. Es ging um die angebliche Entführung einer 28-jährigen Frau. Die zuletzt offenbar in Konz gemeldete Frau hatte nach Polizeiangaben am Mittwochnachmittag eine "unbeteiligte Dritte" angerufen und mit verängstigt klingender Stimme davon berichtet, sie sei von einem bewaffneten Mann in dessen Auto entführt worden. Die Polizei löste daraufhin eine Ringfahndung aus und überprüfte sämtliche Fahrer dunkelfarbiger Opel Corsa. In einem solchen Fahrzeug sollte der Entführer die Frau angeblich gefangen halten. Gegenüber den Medien bestätigte die Polizei zu diesem Zeitpunkt lediglich einen Großeinsatz, hüllte sich aber über die Hintergründe beharrlich in Schweigen. Dass es sich bei der angeblichen Entführung um eine Finte handelte, stellte sich erst spät in der Nacht heraus. Die Anruferin wurde von den Ermittlern offenbar durch das von ihr benutzte Telefon identifiziert, ihr Aufenthaltsort schließlich ausfindig gemacht. Ermittlungsverfahren eingeleitet

"Sie wurde außerhalb von Trier angetroffen", sagte Oberstaatsanwalt Volker Bewernick dem TV. Gerüchten zufolge wurde die 28-Jährige in Hamburg aufgegriffen. Sie ist wieder auf freiem Fuß. Allerdings leitete die Trierer Staatsanwaltschaft laut Bewernick ein Ermittlungsverfahren gegen sie ein - wegen Vortäuschens einer Straftat. Darauf steht eine Geld- oder Gefängnisstrafe. Über die Hintergründe der vorgetäuschten Entführung hüllen sich Staatsanwaltschaft und Polizei indes weiter in Schweigen - "aus einsatztaktischen Gründen", wie es heißt. Keine Angaben wollte Sprecherin Monika Peters gestern auch zur Anzahl der am Mittwochnacht eingesetzten Polizeikräfte machen. Es dürften aber an die 100 Beamte gewesen sein, die stundenlang mit dem mutmaßlichen Entführungsfall beschäftigt waren. Laut Peters wird nun geprüft, ob der Auslöserin des Großeinsatzes die Kosten in Rechnung gestellt werden könnten. Eine Arbeit, die sich die Polizei getrost sparen kann. Nach Informationen unserer Zeitung ist bei der Frau finanziell nichts zu holen.

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