Erste Strecken für Gigaliner angemeldet: Umstrittene Riesenlaster rollen bald durch Rheinland-Pfalz

Mainz/Schweich · Gigaliner sind 25,25 Meter lang – und dürften künftig in großer Zahl über die deutschen Autobahnen rollen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will die Riesenlaster ab 2017 ganz normal fahren lassen. Befürworter sehen einen Nutzen für die Umwelt, Kritiker warnen vor Unfällen.

Der Unfall auf der A 1 endete für den Autofahrer aus Trier mit dem Tod: Im November krachte ein 25-Jähriger zwischen den Anschlussstellen Schweich und Föhren in einen Lastwagen, dessen Fahrer nach einem Defekt mit zu niedriger Geschwindigkeit vom Standstreifen auf die Autobahn fuhr. Der Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) warnt, dass an jedem fünften Unfall in Deutschland ein LKW beteiligt sei. Das Risiko auf den Straßen steige mit größeren und schwereren Lastern - wie bei den sogenannten Gigalinern, die 6,50 Meter länger sind als herkömmliche Lastwagen.

Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) tritt den Befürchtungen entgegen. Die Gigaliner könnten mehr Fracht transportieren - und so LKW-Fahrten sparen. 2017 sollen die Gigaliner nach seinem Wunsch auch auf fünf ausgewählten Strecken im Süden des Landes fahren, zunächst auf Autobahnen und Zuwegen zu Gewerbegebieten. "Es ist nicht mehr verantwortbar, dass sich das Land verweigert. Das wäre mit Wettbewerbsnachteilen für Spediteure und Unternehmensstandorte verbunden", sagt Verkehrsstaatssekretärin Daniela Schmitt.

Denn durch Deutschland rollen die Gigaliner schon seit 2012 in einem Feldversuch, dem sich bis jetzt nur Rheinland-Pfalz, das Saarland und Berlin verweigert hatten. Bundesweit beteiligen sich 59 Firmen mit 156 Fahrzeugen.

Unternehmen können beim Land um die Freigabe von Strecken bitten. Aus der Region Trier kam noch keine Anfrage. Das könnte sich aber ändern, weil Bundesverkehrsminister Dobrindt die Laster 2017 in den Regelbetrieb gehen lassen will. Wilfried Ebel von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier sagt, viele Unternehmen beobachteten den Versuch interessiert.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Jutta Blatzheim-Roegler (Bernkastel-Kues) ist geteilter Meinung. Die verkehrspolitische Sprecherin der Partei sieht in den Gigalinern einen Nutzen für die Umwelt, weil eingesparte Fahrten weniger klimaschädliches Kohlenstoffdioxid ausstoßen. Sie spricht sich aber auch dafür aus, es bei Gigaliner-Fahrten auf Autobahnen zu belassen. Auf regionalen Strecken wie der Bitburger Straße oder der Hunsrückhöhenstraße werde das Überholen zu gefährlich. Das Gewicht der Fahrzeuge dürfe dauerhaft keine 40 Tonnen übersteigen. Das gefährde die Straßeninfrastruktur. Mehr zum Thema

Meinung: Gigaliner brauchen Grenzen
Hintergrund: Was von den Mythen und Gerüchten um die Gigaliner wirklich stimmt – Ausgewählte Strecken in der Pfalz und am Rhein
Video: Der rheinland-pfälzische Verkehrminister Volker Wissing (FDP) zu den Gigalinern

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