"Es gibt keine Schutzzäune"

TRIER. Ab heute amtiert an der Fachhochschule Trier ein neues Führungsteam. Wissenschaftsminister Zöllner reist eigens aus Mainz an, um den designierten Präsidenten Bert Hofmann ins Amt einzuführen. Hofmann hat ebenso wie sein neuer Stellvertreter Peter Gemmar dezidierte Vorstellungen zur Zukunft der Hochschule.

Wer heutzutage Präsident einer Hochschule ist, müsste eigentlich schon beim morgendlichen Blick in den Rasierspiegel auf ein sorgenvolles Gesicht treffen. Notorischer Geldmangel bei steigenden Studentenzahlen, Besetzungs-Sperren, drastische Sparprogramme für Sachmittel, Existenzängste in den weniger "marktgängigen" Fächern, wachsender Konkurrenzkampf um schrumpfende Ressourcen, reformresistente Strukturen: Eigentlich überraschend, dass sich überhaupt noch Hochschullehrer finden, die den Chefsessel freiwillig übernehmen.Gelassener Optimismus beim neuen Führungsduo

Noch überraschender ist es, wenn sie dabei so viel gelassenen Optimismus ausstrahlen wie das neue Führungsduo an der Trierer FH-Spitze. Da ist viel von Eigen-Initiative die Rede, von Perspektiven und Ideen. Trotz der miserablen Rahmenbedingungen sind die Zeiten für die Fachhochschulen offenbar gar nicht so schlecht. Das hängt mit der Neuordnung der Hochschul-Abschlüsse auf europäischer Ebene zusammen. An die Stelle der alten Diplome und Magister sollen die aufeinander aufbauenden Abschlüsse "Bachelor" und "Master" treten, und zwar sowohl an Universitäten wie an Fachhochschulen. Damit werden auch tragende Säulen der Zweiklassengesellschaft aus "kleinen" FHs und "großen" Unis eingerissen. Prompt diagnostiziert der künftige FH-Präsident "riesige Chancen für eine leistungsorientierte Ausrichtung des Hochschul-Systems". Dass er dabei die flexiblen, praxisorientierten FH-Studiengänge nicht im Hintertreffen sieht, liegt auf der Hand. Man wolle "massiv rein in die neuen Profile", kündigt Hofmann denn auch an. Mit dem Informatiker Gemmar hat er einen Vize, der über Erfahrung im Etablieren neuer Abschlüsse verfügt. Gemmar war als Dekan Vorreiter für Bachelor und Master, schaffte es sogar, seinen Absolventen die anerkannte Befähigung für den höheren Dienst zu verschaffen. Nun will er gemeinsam mit Hofmann "Hilfestellung leisten", wenn andere Fächer den neuen Weg gehen. Ganz einfach wird das nicht, bedürfen doch die neu konzipierten Studiengänge einer "Akkreditierung" durch eine Art Agentur, die ihnen akademische Funktionstauglichkeit attestiert. Das kostet Geld, zunächst in Form hoher Gebühren, aber langfristig natürlich auch durch eine Ausstattung, die den wachsenden Qualitätsansprüchen entspricht. Aber auch da setzt das Duo zunächst mutig auf Eigenleistung. Strukturveränderungen innerhalb der Hochschule seien "unvermeidlich", sagt Gemmar, dabei gebe es "keinen Schutzzaun um einzelne Studiengänge". Aber zusätzliche Mittel sollen auch von außen kommen, durch systematischeres Einwerben von Drittmitteln. Es gelte, "die Kompetenzen der FH Trier immer wieder herauszustellen". Zusätzliche Aktivitäten in Sachen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sollen "das Ansehen unserer Hochschule erweitern, vor allem auch in der Region", betont Professor Hofmann. Dabei wolle man die "guten Ansätze der bisherigen Arbeit" weiterentwickeln. Das "Erfolgsmodell Birkenfeld" (Hofmann) soll noch besser mit Trier verzahnt werden, unter anderem durch einen Vizepräsidenten aus dem Umweltcampus. Was die Dépendance Idar-Oberstein angeht, klingt die neue FH-Leitung deutlich weniger begeistert. Erst ganz am Ende, nach fast einstündigem Gespräch und auf ausdrückliche Journalisten-Nachfrage, fällt das Stichwort "Mainz". Man wolle "nicht jammern", sagt Hofmann entschieden, schließlich sei auch in Trier "die Finanzlage des Landes bekannt". Aber dass das von Minister Zöllner eingeführte, ohnehin harte Personalbemessungskonzept noch zu sieben Prozent unterfinanziert ist, nehme "jede Manövriermasse für Innovationen" und verschärfe die Probleme bei den Sachmitteln. Vor allem dann, "wenn die Sparmaßnahmen mitten im Haushaltsjahr kommen". Viel erwartet man vom Ministerium nicht, aber "zumindest Berechenbarkeit".Die Träume eines Präsidenten

Schöner wäre natürlich, wenn die zurzeit diskutierten Vorschläge über eine Aufstockung des Bildungsetats Wirklichkeit würden. Und noch einen Traum hat der neue Präsident: Dass irgendwann der antiquierte Begriff von den "Fachhochschulen" mit seinem abstufenden Unterton durch eine neue Bezeichnung ersetzt wird. Aber zu erwarten, dass der 60-Jährige diese Entwicklung noch in seiner Amtszeit erlebt - dafür reicht selbst der größte Optimismus nicht aus.

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