Es knirscht im Wald

MAINZ. Weniger Kosten, weniger Stellen, mehr Flexibilität: Die Anforderungen von Umweltministerin Margit Conrad an ihre intern bereits angelaufene Forstreform sind hoch. Die Betroffen kritisierten, dass der klassische Förster dabei zur Strecke gebracht wird.

Margit Conrad hat sich viel vorgenommen. Zum 1. Januar 2004 wird jedes zweite der landesweit 88 Forstämter wegfallen. Bis 2010 sollen 110 Stellen im gehobenen und höheren Dienst gestrichen und insgesamt 27 Millionen Euro eingespart werden. Anschließend können nach ihren Berechnungen jährlich 6,5 Millionen Euro an Kosten wegfallen. Doch die SPD-Ministerin will "mehr als nur Forstämter reduzieren". Durch größere Einheiten und eine neue Arbeitsteilung soll flexibler auf dem schnellen Holzmarkt agiert werden können. Klassische Strukturen will sie über Bord werfen, um ein übergreifendes Management aufzubauen.Eine Folge davon ist, dass herausgehobene Positionen in der Forstverwaltung neu geordnet und vorerst mehr als 200 Stellen intern neu ausgeschrieben wurden. Positionen von Amts- und Büroleitern fallen weg, neue Funktionsstellen für Spezialisten werden geschaffen. Bisher ist alles weitgehend reibungslos abgelaufen, sagt Conrad nicht ohne Stolz zu den Umwälzungen, die gerade in vollem Gange sind. "Mitnichten", heißt es in den Reihen des Personals. Zwar wird grundsätzlich akzeptiert, dass die Auflösung der Forstämter entschieden und nicht groß diskutiert wurde. Kritisiert wird jedoch, dass sich die Ministerin auch Details vom Kabinett absegnen lasse, um damit die Mitbestimmung zu umgehen, wie der Bund Deutscher Forstleute (BDF) reklamiert. Der Personalrat dürfe zuhören, mehr nicht, sagt ein Mitarbeitervertreter.Doch Conrad drückt aufs Tempo: Bis zu den Sommerferien soll jeder wissen, wo er ab Januar eingesetzt wird. Sie will durch Umorganisation Bereiche wie Holzeinkauf oder Vermarktung in die Hand von Spezialisten geben und damit von der Allzuständigkeit der Revierleiter abrücken. Wenn der bisher umfassend verantwortliche Förster und der neu geschaffene technische Produktionsleiter sich ins Gehege kommen, gebe es schnell Reibungsverluste statt effektiver Arbeitsteilung, hält ein Fachmann dagegen. Das sensible Öko-System Wald braucht aus seiner Sicht den ganzheitlichen Ansatz, für den bisher der Förster stand.Deutlich größere Reviere geplant

Doch für Conrad geht an wirtschaftlicheren Arbeitsabläufen kein Weg vorbei. Sie will zudem 2004 auch die Reviere zumindest im Staatsforst von derzeit durchschnittlich 950 auf 1400 bis 1800 Hektar vergrößern. Die Forstministerin ist sicher, dass auch die Kommunen im Gemeindewald früher oder später diesem Vorbild folgen, wollen sie Beförsterungskosten an das Land sparen und mehr Einnahmen in der eigenen Kasse haben. Die Reviergröße könne nicht an der Fläche, sondern nur an der Arbeitsbelastung festgemacht werden, fordert dagegen BDF-Vorsitzender Hans-Peter Schimpgen. Er fürchtet um die Rolle des Försters als Ansprechpartner für den Wald und die Qualität der Arbeit. Wo Conrad von zukunftsfähigen Strukturen spricht, sehen die Grünen den drohenden Kahlschlag im Forst.

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