"Es wird ein Gewürge geben"

MAINZ. Das Ergebnis der Bundestagswahl gibt den Abgeordneten der Region viele Koalitionsrätsel auf: Große Koalition, eine rot-grün-gelbe Ampel oder doch noch eine schwarz-gelb-grüne Jamaika-Koalition. Alle Modelle sind trotz vieler Dementis im Gespräch.

"Alles ist offen" sagt der Mainzer Ministerpräsident und SPD-Bundesvize Kurt Beck froh gelaunt am Morgen nach dieser komischen Wahl mit ihrem verwirrenden Ergebnis - und lässt selbst offen, was er denn damit genau meint. CDU-Landeschef und Bundesvize Christoph Böhr will zwar auch "mit allen ergebnisoffen reden", doch sieht er ganz persönlich eine Große Koalition als "sehr unwahrscheinlich" an, ebenso wie Schwarz-Gelb-Grün. Einig sind sich beide jedoch, dass an erneute Neuwahlen nicht zu denken ist. Irgendeine Mehrheit muss am Ende gefunden werden, will man mit dem Wählervotum zurecht kommen."Es wird ein Gewürge geben, wie es die Republik lange nicht erlebt hat", schwant dem CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Bleser, bevor er sich auf den Weg nach Berlin macht. Er hegt den Verdacht, dass Kanzler Schröder einfach im Amt bleibt, weil keine Mehrheit gegen ihn zustande kommt und er im Zweifelsfall mit stillschweigender Duldung der Linkspartei regiert.

Für Peter Rauen ist zwar nicht absehbar, welche Konstellation kommen wird. Aber klar ist für ihn, dass es eine Große Koalition nur mit Angela Merkel an der Spitze geben kann. "Wir sind die stärkste Kraft. Und an Merkel geht kein Weg vorbei", betont der Salmtaler. Sein Trierer Kollege Bernhard Kaster ist etwas vorsichtiger: Ein Bündnis mit der SPD hält er für wahrscheinlich. Doch über personelle Bedingungen will er nicht spekulieren. Die Regierung muss stabil sein, lautet seine entscheidende Anforderung.

Karl Diller, einzig verbliebener SPD-Abgeordneter der Region, geht fest davon aus, dass die FDP sich trotz aller kategorischen Absagen an jegliche Ampel- oder Jamaika-Koalitionen "noch bewegen" wird. Wer geht schon gerne in die Opposition, fragt sich Diller - und hat dabei eine seit Jahren "schrecklich leidende" Liberalen-Riege im Bundestag vor Augen. "Frau Merkel wird nicht lange mit einer Regierungsbildung betraut sein", ist er sich sicher.

"Die Grünen können mit allen reden", lässt Ulrike Höfken wissen, rechnet aber nicht ernsthaft damit, dass bei solchen Gesprächen etwas Tragfähiges in Sachen Atomausstieg, Gentechnik oder soziale Sicherheit herauskommen könnte, wenn CDU oder FDP mit am Tisch sitzen. Die Eifelerin erwartet vielmehr eine Große Koalition. Bereits in der Wahlnacht hat der liberale bundespolitische Neueinsteiger Edmund Geisen bei seinen Landtagsfraktionskollegen für Erstaunen gesorgt, als er eine Schwarz-Gelb-Grüne Koalition zumindest als diskussionswürdig ansah. Verzichte man auf die extremen Forderungen, gebe es durchaus Schnittmengen, stellt der Dauner fest. Doch auch für ihn ist letztlich die Große Koalition wahrscheinlicher. So bleiben den Liberalen trotz ihres guten Ergebnisses nur die Oppositionsbänke übrig.

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