Essen ist Kopfsache

TRIER. (BP) Was Kinder und Jugendliche essen (oder nicht) ist ein Thema, das viele Eltern bewegt. Daher waren die Experten bei der TV -Telefonaktion zum Thema Magersucht und Bulimie auch im Dauerstress. Sie konnten in vielen Einzelfällen helfen.

Zwischen zehn und 13 Jahren, weiblich, oft Scheidungskind, früher etwas pummelig und nun mit wenig Selbstbewusstsein - der typische Fall bei Vorliegen einer Essstörung. "Wir machen immer wieder diese Beobachtungen, wenn es um das Umfeld und die Psyche von Magersüchtigen und Essgestörten geht", meint Marie-Louise Conen von der Innungskrankenkasse Rheinland-Pfalz (IKK), die am Freitag mit ihrem IKK-Kollegen Mario Thurnes als Experte bei der TV -Telefonaktion Fragen zum Thema beantwortete. Der Kopf ist entscheidend, nicht der Bauch - diese Erkenntnis konnten Conen und Thurnes den zahlreichen Anrufern - meist Eltern von betroffenen Jugendlichen - vermittelten. "Meine Tochter erbricht sich mehrmals täglich, hat in den vergangenen Monaten extrem viel abgenommen", klagte eine Mutter, die befürchtet, dass ihr Kind ernsthaft erkranken könnte. Der Tipp der Experten: Wichtig ist ein so genanntes Ess-Protokoll. Das Kind soll mehrere Tage alles protokollieren, was es isst und gleichzeitig, wie es sich dabei fühlt. Zudem riet Conen dazu, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Um das Thema positiv anzugehen, sollen Kind und Eltern einen Vertrag schließen. Isst das Kind ausreichend, bekommt es eine Belohnung - die allerdings nichts mit Essen zu tun haben soll, sondern zum Beispiel der Besuch eines Freizeiparks sein kann.Kinder dürfen nicht zum Essen gezwungen werden

"Auf keinen Fall sollten die Kinder zum Essen gezwungen werden. Das macht die Lage noch viel schlimmer. Druck hilft nichts, die Kinder müssen selbst einsehen, dass sie ein Problem haben", meint Marie-Louise Conen. Besonders schlimm sei die Lage dann, wenn dem Kind erstens in den Medien immer wieder die spindeldürren Models als Idealzustand gezeigt würden und zweitens eine Freundin (meistens betrifft Magersucht Mädchen) ebenfalls sehr schlank ist. "Die Kinder sehen dieses Schönheitsideal täglich vor Augen und orientieren sich daran. Deswegen müssen die Eltern ihre Kinder stärken", sagt Thurnes, der wie Conen dazu rät, das Kind, sein Essverhalten und seine Psyche permanent zu beobachten. Wenn die Magersucht zur Krankheit geworden sei, helfe meist eine Selbsthilfegruppe oder eine Therapie-Kur. Während der Telefonaktion bestätigte sich zudem die Erfahrung, die Conen auch in ihrem beruflichen Alltag als Ernährungsberaterin gemacht hatte: "Magersucht und Essstörungen betreffen alle soziale Schichten."Ansprechpartner bei Magersucht: Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle: Telefon 0651/141180 (zwischen 18 und 21 Uhr), Homepage: www.sekis-trier.deSuchtberatung der Caritas: Telefon 0651/1477820Psychotherapeutische Ambulanz: Telefon 0651/2012069Homepage der niedergelassenen Ärzte in der Region: Homepage: www.kv-trier.deInnungskrankenkasse Rheinland-Pfalz: Mario Thurnes, Telefon: 06131/2822150

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort