Für eine Handvoll Dollar

Ryanair hat dem Flughafen Hahn einen Boom beschert, der kein Ende zu nehmen scheint. 2012 wird die irische Airline einer Studie zufolge bereits acht Millionen Passagiere befördern. Diese Zahlen könnten indes schon wieder Makulatur sein, wenn die neuesten Pläne von Konzern-Chef Michael O'Leary Realität werden.

Flughafen Hahn. Ryanair-Chef Michael O'Leary erwägt, ab 2010 vom Flughafen Hahn auch Ziele in den Vereinigten Staaten anzusteuern - mit konkurrenzlos günstigen Preisen versteht sich. Tickets für die Atlantiküberquerung sollen schon ab zehn Euro zu haben sein - zuzüglich Steuern und Gebühren. Dazu will die Billigfluglinie eine Tochtergesellschaft für Langstreckenflüge gründen. "Bisher ist es nur eine Idee", erklärte Ryanair-Pressesprecherin Katja Zarbock auf Anfrage. "Ein detailliertes Konzept mit Flugplänen gibt es noch nicht." Hintergrund der Ryanair-Pläne ist das "Open-Sky-Abkommen" der EU mit den USA, das europäischen Airlines freien Zugang zu US-amerikanischen Flughäfen gewährt. Noch ist das Paket zwar nicht in trockenen Tüchern. Bei Ryanair ist man jedoch zuversichtlich, in drei Jahren fünf oder sechs kleinere US-Airports anfliegen zu können - darunter Baltimore, Providence (Rhode Island) und New York (Long Island). Gegenüber dem britischen Fachmagazin "Flight International" kündigte O'Leary an, bis zu 50 Flugzeuge vom Typ A 350 oder Boeing 787 für die Langstrecken-Tochter zu erwerben. Sie soll unabhängig vom Mutterkonzern operieren. Wird sich das Projekt überhaupt rechnen?

Die Transatlantik-Flotte der Iren wird dann laut O'Leary von den 23 Ryanair-Drehkreuzen in Europa abheben. In Deutschland wären das neben Frankfurt-Hahn Bremen und Düsseldorf. Pressesprecherin Katja Zarbock ist da allerdings etwas vorsichtiger als ihr Chef. "Das ist noch alles im Konjunktiv." Denn der Sprung über den Großen Teich wirft auch Fragen auf. Wird sich das Projekt überhaupt rechnen? Bisher drückt Ryanair die Preise vor allem dadurch, dass die Flugzeuge mehrmals am Tag unterwegs sind. Zwischen Landung und Neustart liegen meist nur 30 Minuten. Auf der Langstrecke geht dieses Konzept nicht auf. Erst kürzlich hatte O'Leary deshalb vergleichbaren Engagements eine Absage erteilt. Die Potenziale, die das Open-Sky-Abkommen bietet, haben nun offenbar einen Sinneswandel bewirkt. Mit dem Verkauf von Speisen, Getränken, Duty-Free-Produkten und kostenpflichtigen Unterhaltungsprogrammen erhofft sich O'Leary gute Geschäfte. Nach Angaben von "Flight International" verspricht sich der Ire Umsätze von durchschnittlich 50 US-Dollar pro Passagier.

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