FDP-Vize Wolfgang Kubicki sagt beim TV-Redaktionsbesuch: „Politik ist nicht nur was für Ententrainer“

Trier · FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki sieht die Liberalen sicher im nächsten rheinland-pfälzischen Landtag vertreten. Prognose des 63-Jährigen bei einem Besuch in der TV-Redaktionskonferenz: „Acht Prozent werden es am Ende sein.“ Da müssen Volker Wissing & Co. aber noch etwas Gas geben.



An Selbstbewusstsein und rhetorischem Geschick mangelt es Wolfgang Kubicki nicht. Wohl der Hauptgrund, warum der schleswig-holsteinische Liberale gerne und oft zu Talkshows im Fernsehen eingeladen wird. Und auch in den derzeit laufenden Landtagswahlkämpfen ist der 63- jährige Jurist eingespannt. Vergangene Woche Baden-Württemberg, diese Woche Rheinland- Pfalz, nächste Woche Sachsen- Anhalt.

Landtagswahl 2016

"Wir schaffen es in allen drei Bundesländern ins Parlament", sagt Kubicki am Freitag bei einem Besuch in der Redaktionskonferenz unserer Zeitung. Das ist mal ein Wort. Denn derzeit ist die FDP nur im baden-württembergischen Landtag vertreten. In Sachsen-Anhalt dümpelt sie in Umfragen bei drei Prozent, im einstigen FDP-Stammland Rheinland-Pfalz inzwischen immerhin bei sechs Prozent. Wegen oder trotz ihres nicht gerade charismatischen Vorsitzenden und Spitzenkandidaten

Volker Wissing? "Volker Wissing ist, wie er ist", sagt Wolfgang Kubicki. "Er hat eine Ausstrahlung wie ein Finanzbeamter, ist aber authentisch. Ich schätze ihn wegen seiner ruhigen Art und Kompetenz." Man brauche in der Politik eben nicht nur "Ententrainer wie mich", fügt Kubicki hinzu. Ein paar Minuten zuvor hat der FDP-Bundesvize unter Verweis auf die außerordentlich gut besuchte Parteiveranstaltung am Vorabend in Bitburg noch enpassent darauf hingewiesen, wie wichtig gerade im Wahlkampf liberale Zugpferde a la Kubicki sind. Bedingt durch seine zahlreichen Talkshowauftritte im Fern sehen wollten eben viele Leute "den Kerl mal persönlich sehen". Sie werden von Wolfgang Kubicki wohl in den meisten Fällen nicht

enttäuscht sein. Denn unterhaltsam erzählen kann der Liberale aus dem hohen Norden wie nur wenige in seiner politischen Preisklasse. Kubickis Erfolgsrezept: "Man kann auch die Schilderung komplexer Sachverhalte durch lustige Sequenzen unter brechen, weil dies die Aufmerksamkeit erhöht." "Ich haue die vom Podium" Thematisch, wen wundert's, geht es auch in der TV-Redaktionskonferenz vor allem um das Thema Flüchtlinge. Wolfgang Kubicki lobt das "tolle Engagement der Bürger", ist gegen Sonder rechte für Flüchtlinge - etwa beim Bußgeld fürs Schwarzfahren - und freut sich, dass die jahrelang von den Liberalen vergeblich geforderte Entbürokratisierung bei Bau- und anderen Vor schriften plötzlich ratzfatz in die Tat umgesetzt werde. Natürlich, sagt Kubicki, könne Deutschland künftig nicht mehr so viele Flüchtlinge aufnehmen wie im vergangenen Jahr. Wie das zu bewerkstelligen sei? Ganz einfach! Nachdem die Geste der Kanzlerin im vergangenen Jahr von vielen als Einladung missverstanden worden sei, müsse jetzt das Bild von der weinenden Angela Merkel in die arabische Welt geschickt werden - zusammen mit dem Versprechen, vor Ort in den jeweiligen Ländern zu helfen. Zu den politischen Profiteuren der Flüchtlingskrise gehört die AfD, die am 13. März laut Umfragen in alle drei Landtage einziehen dürfte. "Für mich ist die AfD noch keine verfassungsfeindliche

Partei", sagt Kubicki, "aber ein Ventil für viele Antidemokraten." Ob die Partei in einigen Jahren wieder von der Bildfläche verschwunden sei, hänge auch davon ab, welche Personen sich langfristig an der AfD-Spitze durchsetzen würden. Unter Führung von Frauke Petry und Alexander Gau land könne sich die Partei halten, glaubt Kubicki, unter Führung von Björn Höcke oder Marcus Pretzell nicht.

Die Weigerung der Mainzer Ministerpräsidentin und SPD-Spitzenkandidatin Malu Dreyer, sich gemeinsam mit einem AfD-Politiker in eine Fernsehrunde zu setzen, hält der FDP-Bundesvize für dumm. "Wenn Demokraten sich weigern, mit denen, die auf Stimmenfang gehen, zu diskutieren, ist das falsch", sagt Kubicki. Da ist der norddeutsche Liberale nach eigenen Angaben aus anderem Holz geschnitzt. "Ich würde jede Gelegenheit zur Diskussion mit einem AfD-Politiker nutzen", sagt Wolfgang Kubicki, das Ziel klar vor Augen: "Ich haue die da vom Podium. So einfach ist das."

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