FH Trier geht auf Nummer sicher

TRIER. Mit einem Spezialisten für Stahlbau an der Spitze geht die Fachhochschule Trier in die Verteilungskämpfe der kommenden Jahre. Gestählt wird Professor Bert Hofmann auch durch das Wahlergebnis: Mit einem Riesen-Vorsprung setzte er sich gegen seinen Kontrahenten Dietmar Brodel durch.

"Der weiß wenigstens, mit wem man reden muss, wenn es um die Mittel geht." Beschwörend wirbt ein Versammlungsmitglied in der kurzen Sitzungsunterbrechung vor dem entscheidenden Wahlgang um Stimmen für Bert Hofmann. Die Gruppe von Studenten, Mitarbeitern und Professoren, die im offenen Durchgang neben den Sitzungssaal steht, lauscht still. Niemand widerspricht. Es müssen wohl viele so gedacht haben. Während Hofmann vor der Tür noch darüber sinniert, ob die Studenten in der Versammlung nicht doch "den Jungen" vorziehen, ist im stickigen, nach Mensa-Abluft riechenden Konferenzraum die Entscheidung längst gefallen. Die Vertreter der Fachhochschul-Angehörigen geben Dietmar Brodel, 42, keine Chance. Ganze drei Stimmen werden für ihn gezählt, vier Stimmberechtigte enthalten sich, die restlichen 24 schenken Hofmann ihr Vertrauen. Darauf hätte, zumindest in dieser Höhe, vor der Vorstellungsrunde wohl niemand gewettet. Aber die jeweils 45 Minuten mit den beiden Kandidaten machen das Ergebnis verständlich. Kontrastreicher hätte es kaum sein können. Hier der Jung-Manager mit dem modischen Kauderwelsch der trendgemäßen Betriebsführung: "Leitbilder", "Zielvereinbarungen", "Controller" schwirren durch den Raum, gefolgt von "strategischen Herausforderungen" und "zentralen Erfolgsfaktoren". Dort der Hochschul-Veteran mit den guten alten Werten: "Partnerschaftliche Diskussionskultur", Arm-in-Arm-Marschieren", "Rückbesinnung auf die eigenen Kräfte". Dietmar Brodel, bis vor einem Jahr Geschäftsführer einer hoch gehandelten Privat-Universität, setzt auf Elite-Bildung. "Wir wollen die Auswahl der Besten", stellt er klar. Die FH müsse für potenzielle Studenten "so attraktiv sein, dass sie sich ihre Kandidaten aussuchen kann". Das "Ende der Gleichheitsfiktion" sieht er gekommen. Zur konkreten Zukunft der Fachhochschule in Trier ist bei ihm weniger zu hören. Ein eigenes Weiterbildungsinstitut hält Brodel für sinnvoll, das sei "ein wachsender Markt". Das Stichwort "Region" fällt nur ein einziges Mal, unter "ferner liefen". Dabei stammt der Wirtschaftswissenschaftler aus Bitburg, hat sogar in Trier studiert, wenn auch an der Universität.Hochschule 2010: Lieber bodenständig als visionär

Bert Hofmanns Skizze von der "Hochschule 2010" fällt nicht gerade visionär aus. Mehr Kooperation mit anderen Hochschulen, mehr interdisziplinäre Flexibilität im eigenen Haus, verstärkter Technologie-Transfers mit der Wirtschaft innerhalb und außerhalb der Region Trier. "Das lässt sich besser machen mit einem Präsidenten, der die Verhältnisse kennt", wirbt er geschickt für die eigenen Vorzüge. Das Land müsse eine "berechenbare Mittelversorgung" garantieren, fordert er, und falls das nicht klappt, will Hofmann die Politiker "mit ideenreichen Aktionen an ihre Aufgaben erinnern". Das erfreut das Herz der Studentenvertreter. Aber der Kandidat verteilt nicht nur Blumensträuße: Dass Hochschullehrer angesichts der Personalnot auch schon mal zusätzliche Fächer vertreten müssen, hält er für normal. "Share-a-professor" nennt er das provokativ. Das bodenständige Ärmel-Hochkrempeln erweckt beim Wahlvolk offenkundig mehr Zutrauen als die Management-Jonglage. Auch wenn einer zweifelnd fragt, warum sich Hofmann mit 60 Jahren "diesen Ärger noch antut". Es sei "reizvoll, sich dieser Herausforderung in den letzten Berufsjahren noch zu stellen", antwortet der Präsident in spe. Da nickt sogar Noch-Amtsinhaberin Adelheid Ehmke, die der Vorstellungsrunde mit ungerührter Miene beiwohnt, verständnisvoll.

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