Fahnder, Fälscher, falsche Fuffziger

TRIER. Bei seiner Einführung galt der Euro noch als weltweit fälschungssicherste Währung. Mittlerweile tauchen auch in Rheinland-Pfalz jedes Jahr mehr Blüten auf. Und von der Qualität der gefälschten Scheine schwärmen selbst Fachleute.

Nicht immer stellen sich Ganoven so dämlich an wie die drei Litauer, die vor etwas mehr als einem Jahr von der Prümer Polizei geschnappt wurden. Über Wochen hinweg hatte das Trio zwischen Prüm, Jünkerath und Hillesheim klein eingekauft und groß bezahlt. Mal kaufte einer eine Flasche Ketchup, mal eine Dose Wurstsalat, mal ein Billig-Hemd - bezahlt wurde immer mit einem 100-Euro-Schein. "Blüten von einer erstklassigen Qualität", schwärmte später im Prozess gegen das Ganoven-Trio selbst der Falschgeldexperte der Deutschen Bundesbank. "Die Qualität der Euro-Fälschungen wird immer besser. Einzelne Sicherheitsmerkmale werden täuschend echt nachgeahmt", sagen auch die Fachleute im rheinland-pfälzischen Landeskriminalamt (LKA). Längst haben sich die Fälscher von Kopierern und Heimarbeit verabschiedet, produzieren die Blüten statt dessen mit ausgefeilter Technik und im großen Stil. Als die Polizei Ende vergangenen Jahres bei Potsdam eine Fälscherwerkstatt aushob, stellten die Fahnder Computer, eine Offset-Druckmaschine, Spezialpapier und -farbe, Hologrammfolien und Prägeplatten sicher - Material für Blüten im Nennwert von einer Million Euro. "In ihrer Professionalität bundesweit einmalig", meinte anschließend Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm. Ein Großteil der im vergangenen Jahr in der Eurozone sichergestellten 900 000 Blüten (Rheinland-Pfalz: 4600; Vorjahr: 2400) kommt nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts allerdings aus Ost- und Südeuropa. Bulgarien, Litauen, Polen und die Türkei gelten als Zentren der Blüten-Produktion. Je perfekter die Fälschung, desto teurer die Blüte. Ein top-gefälschter 100-Euro-Schein koste in Litauen sieben Euro, sagte während der Verhandlung vor dem Trierer Landgericht ein Rechtsanwalt des in Prüm geschnappten Trios. Dieter Gallus, Leiter des LKA-Falschgeld-Dezernats, weiß sogar von Höchstpreisen bis zu 20 Euro für "1a-Hunderter-Blüten". Ein blühendes Geschäft, aber auch ein riskantes: Wer bewusst Falschgeld unter die Leute bringt, muss mit bis zu fünf Jahren Gefängnis rechnen. Den Fälschern selbst drohen sogar bis zu 15 Jahre "schwedische Gardinen". Während im benachbarten Saarland in letzter Zeit immer mehr gefälschte Zehn-Euro-Scheine auftauchen, steht Rheinland-Pfalz mehr auf große Blüten. Die Hälfte der im vergangenen Jahr sichergestellten 4600 Scheine waren "falsche Fuffziger", rund ein Drittel falsche Hunderter. Ein Trend, der sich laut Dieter Gallus auch in diesem Jahr fortsetzt. Der LKA-Experte sagt, wie Otto-Normalverbraucher echte Euro-Scheine am besten von Blüten unterscheiden kann: Fühlen Sie die Oberfläche des Scheins; besondere Drucktechniken verleihen den Banknoten ihre einzigartige Struktur. Die Abkürzung der Europäischen Zentralbank, die Wertzahlen und die Abbildungen der Fenster und Tore heben sich ab. Sehen Sie die Banknote im Gegenlicht an: Das Wasserzeichen, der Sicherheitsfaden und das Durchsichtsregister werden sichtbar. Kippen Sie die Banknote: Als Hologramm erscheint auf der Vorderseite das Euro-Symbol und der Wert im Folienstreifen. Auf der Rückseite wird beim Kippen der Banknote der Glanzeffekt des aufgebrachten Streifens sichtbar oder die optisch variable Farbe. Wer glaubt, dass er eine Blüte in den Händen hält, sollte laut Gallus zur Polizei gehen. Alarmiert durch die zunehmenden Euro-Fälschungen ist mittlerweile auch die Europäische Zentralbank. Ein Sprecher des Instituts kündigte unlängst an, bis 2010 neue Euro-Scheine mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen auf den Markt zu bringen.

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