Fall Pascal: Amtsleiterin muss gehen

SAARBRÜCKEN. Beim Stadtverband Saarbrücken wird im angeblichen Kinderschänder-Skandal der eiserne Besen ausgepackt: Die Spitze des Jugendamtes wird abgelöst, eine Sozialarbeiterin von ihren Aufgaben entbunden.

Das im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Kinderschänder-Skandal (Fall Pascal) in die Kritik geratene Jugendamt beim Stadtverband Saarbrücken ist seit Donnerstag "Chefsache". Präsident Michael Burkert (SPD) und der erste Beigeordnete Kurt Wahrheit (SPD) übernehmen die Leitung des Amtes. Die bisherige Chefin Ines Reimann-Matheis wurde erwartungsgemäß abgelöst. Der Abteilungsleiter "Soziale Dienste" wird ebenfalls versetzt. Sozialarbeiterin von Aufgaben entbunden

Von ihren "Aufgaben entbunden" wurde die Sozialarbeiterin, die zuletzt für Pascals Freund, einen heute acht Jahre alten Jungen zuständig war. Dieses Kind war vom Jugendamt bei der zwischenzeitlich inhaftierten Christa W. (50) offiziell in Pflege gegeben worden. Die Ex-Wirtin der früheren Tosa-Klause in Saarbrücken-Burbach steht im Verdacht, am Mord des seit dem 30. September 2001 verschwundenen Pascal Zimmer beteiligt gewesen zu sein. Ihren Pflegesohn soll sie schwerst missbraucht haben. Beim Jugendamt waren in früheren Jahren wiederholt Alarmmeldungen über Verwahrlosung und Misshandlung des Kindes eingegangen. Es wurde erst im Januar 2001 aus der "Familie" genommen und brachte später die Polizei auf die Spur der angeblichen Schänder. Burkert sagte am Donnerstag in einer Pressekonferenz, für ihn sei heute "eindeutig", dass in diesem Fall im Jugendamt Entscheidungen getroffen wurden, "die sicher nicht richtig gewesen sind". Er ziehe jetzt die personellen Konsequenzen, auch um ein "Signal für die Glaubwürdigkeit" des Amtes zu setzen. Weitere Personalmaßnahmen schließt er nicht aus. Bestätigt wurden Informationen der "Saarbrücker Zeitung", wonach schon 1998 von einer Ex-Mitarbeiterin des Jugendamtes detaillierte Informationen der Polizei über gravierende Missstände und Gefahren für das Kind in Kopie an Christa W. geschickt wurden. Ein Hausbesuch blieb Wochen später ergebnislos. Burkert kündigte an, eine Expertenkommission "Kinderschutz und Kinderzukunft" einzusetzen. Sie soll das Amt bei der Aufarbeitung der Vorfälle unterstützen. Er sagte: "Kindesmissbrauch darf kein Forum für politische Spielchen sein." Unterdessen hat ein Sprecher der Landespolizei erneut Vorwürfe entschieden zurückgewiesen, Christa W. sei eine "gute Bekannte" der Fahnder gewesen und im Gegenzug von der Polizei geschont worden. Die Polizei begrüße es, so der Sprecher, dass die Staatsanwaltschaft diese Vorwürfe kritisch überprüfe.

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