Falscher Wein und 31 Becks

Es hätte ein so schöner 60. Landesgeburtstag sein können — und dann so etwas: Der Wein, der nach dem Mainzer Festakt ausgeschenkt wurde, kam von der falschen Rheinseite, aus dem hessischen Rheingau.

Vor allem für die Staatskanzlei eine "höchst ärgerliche" Angelegenheit, hatte man doch mit der Servicegesellschaft ausreichend verkostet und Weine aus dem rheinland-pfälzischen Rheinhessen und von der Nahe ausgewählt. Für die Opposition war dies natürlich eine Steilvorlage. Zumindest hätte es einer Entschuldigung bei den Winzern des Landes bedurft, wetterte CDU-Chef Christian Baldauf im Landtag. "Die beim Fest zuhauf verteilten Lebkuchenherzen kamen aus München, der Wein aus Hessen und Beck aus Berlin", rüffelt er den Import. Auch FDP-Winzer Günter Eymael nörgelte kräftig und sprach von handwerklichen Fehlern. Die Rheingauer Weine seien etwas säurereicher. "Ob sie den Rheinland-Pfälzern so bekommen, weiß ich nicht", orakelte Eymael. Vorsichtshalber trank er nur ein halbes Glas. Die SPD mühte sich notgedrungen um Gelassenheit und fragte etwas spöttisch, ob Rheingauer Wein etwa gesundheitsschädlich sei? Und weil er schon mal Regierungsschelte betrieb, hatte Baldauf auch gleich eine Broschüre der Landeszentrale für Gesundheitsförderung parat, die sich auf 50 Seiten dem bürgerschaftlichen Engagement unter dem Motto "Ehrenamt hat ein Gesicht" widmet. Auf insgesamt 66 Bildern ist 31-mal Kurt Beck zu sehen. Der Ministerpräsident lasse mit der Eigenwerbung auf Kosten des Steuerzahlers jedes Gefühl vermissen, "was geht und was nicht mehr geht". Die Landeszentrale sah es umgekehrt: Viele Initiativen hätten sich gern mit dem Landesvater gezeigt. Die Flut an Beck-Bildern habe keineswegs die Staatskanzlei veranlasst. Ansonsten wäre es vermutlich eh schief gegangen — wie beim Wein.

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