Familientreffen im Karree

FRANKFURT. Wenn die weltgrößte Bücherschau am Sonntag ihre Pforten schließt, haben auch viele rheinland-pfälzische Verlage auf ihre Titel aufmerksam gemacht. Der Trierische Volksfreund ging auf Spurensuche, wie unsere Region in Frankfurt vertreten war.

Locker einen Kilometer gelaufen - und noch kein einziges Buch zu Gesicht bekommen. Gänge, Laufbänder, Rolltreppen. Auf ihnen hektisch eilende Menschen, im Schlepptau Trolleys, die Stunden später berstend voll mit Prospekten und Werbung gefüllt sind. Riesige Hallen, in denen auf mehreren Geschossen thematisch geordnete Bücherstände Seite an Seite stehen. Die meisten auf kleinen, oft nur vier Quadratmeter großen Parzellen. So wie der Bietigheimer Fleischhauer&Spohn-Verlag in Halle 3.0., der unter anderem Familienausflugsführer aus der Region Trier und der Pfalz vertreibt. In blutrünstige Farbe getaucht präsentiert sich dagegen der Kölner Emons-Verlag mit seinen Regionalkrimis, mit dabei Edgar Noskes Eifelkrimis. Und ein Stand aus der Schweiz wirbt gar für eine Ausstellung in Trier - mit einer Faksimile-Ausgabe des Codex Egberti. Dann endlich: "die Heimat". Mit dem Stand der Hillesheimer KBV Verlags- und Mediengesellschaft kommt ein Eifeler in Sicht. Krimi-Autor und Verleger Ralf Kramp spricht von einer Art "Familientreffen", wenn sich Verleger und Autoren wie Jacques Berndorf auf der Messe austauschen. Um Aufträge gehe es weniger, sondern mehr um die Darstellung. Tatsächlich erregt vor dem Stand "Doro", eine lebensgroße, schmökernde Schaufensterpuppe im Oma-Look, die Aufmerksamkeit und Fotografierfreudigkeit der Passanten. Gleich gegenüber präsentiert der Trierer Weyand-Verlag Bücher seiner "Krimi-Schiene" und die Neuerscheinungen. Mitarbeiterin Elvi Zimmermann spricht von einem großen Publikumsinteresse - in der Tat packt sich eine Daunerin freudig Prospektmaterial über den Verlag ein. Während in diesem Moment die Stände des Trierer Verlags "Paulinus" und "Weltbild" verwaist sind, wartet Halle 4.1. mit einer Riesen-Überraschung auf. Dort präsentieren - farblich markiert - zwölf kleine Verlage aus Rheinland-Pfalz unter der gemeinsamen Dachmarke "Verlags-Karree" ihre Titel. Seit drei Jahren gibt es den Zusammenschluss, mit dem sich die Verleger wettbewerbsfähiger in der Konkurrenz zu den großen Verlagen machen wollen - allein 100 Neuerscheinungen stellt die Organisation in diesem Jahr vor. Von einer zentral angeordneten Literaturbühne gibt es im Stundentakt Diskussionen oder Buchpräsentationen, rheinland-pfälzisch stilecht kredenzt mit Wein von Mosel-Saar-Ruwer. Die Trierer Verlage "éditions trêves" und "Kleine Schritte" sind ebenso von der Partie wie der Mürlenbacher Kynos Verlag oder Verlag Eifelkrone aus Neroth. "Brechend volle Veranstaltungen, die sehr gut angekommen sind", resümieren die Rheinland-Pfälzer und sprechen von einer besseren Wahrnehmung als Verlags-Karree. Dann die Belohnung nach tagelanger Messe-Arbeit in stickiger Luft: im Kollegenkreis ein Barrique aus Klüsserath.

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