Flieger mit gestutzten Flügeln

Nach der neuerlichen Bruchlandung einer Propeller-Maschine des Flugzeugbauers Bombardier zieht die skandinavische Fluggesellschaft SAS alle 27 Maschinen des Typs Q 400 aus dem Verkehr. Bei der Luxair dagegen ist an eine Stilllegung der erst vor kurzem angeschafften drei Maschinen dieses Typs nicht gedacht.

Luxemburg. Es ist wahrscheinlich mit das Schlimmste, was einem Flugzeugbauer und einer Fluggesellschaft passieren kann: Innerhalb weniger Wochen gab es bei der größten skandinavischen Airline SAS gleich drei Bruchlandungen mit den zuvor hoch gelobten Propellermaschinen Q 400 des kanadischen Unternehmens Bombardier. Jedes Mal brach das Fahrwerk ab - zunächst im dänischen Aalborg, weniger Tage später in Litauens Hauptstadt Vilnius und zuletzt am Wochenende in Kopenhagen. Die Bruchlandungen gingen zum Glück alle relativ glimpflich aus, ernsthaft verletzte Passagiere oder Besatzungsmitglieder gab es nicht. Doch dem SAS-Präsidium riss nach dem jüngsten Vorfall endgültig der Geduldsfaden. "Das Vertrauen in die Q 400 ist weg", meinte Unternehmenschef Mats Jansson und kündigte an, dass SAS keine Maschine dieses Typs mehr einsetzen werde. Dutzende Flüge wurden deshalb schon abgesagt. Der Hersteller-Firma Bombardier drohen millionenschwere Schadenersatzforderungen. Noch mehr zu schaffen machen könnten Bombardier der Imageschaden und noch nicht abschätzbare wirtschaftliche Einbußen. Luxair: Keine Stornierungen

Dabei galt die Turbopropeller-Maschine mit einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 650 Kilometern in der Stunde und 70 Sitzplätzen unter Experten bislang als zuverlässiges und gutes Flugzeug; geschätzt auch, weil die Q 400 sparsam, komfortabel und leise ist. Mit ein Grund, warum auch die luxemburgische Fluggesellschaft Luxair unlängst ihre (erst wenige Jahre zuvor für die Fokker 50 angeschafften) Embraer-Jets gegen die kanadischen Propellermaschinen eintauschte. Die drei Q 400 (Stückpreis: 18,5 Millionen Euro) verkehren seitdem auf den Strecken Frankfurt, Paris und London. Daran soll sich auch nach der neuerlichen Bruchlandung einer Q 400 in Kopenhagen nichts ändern. "Wir fliegen weiter", sagte Luxair-Sprecher Paul Greis gestern dem TV. Nach seinen Angaben sind die Fahrwerk-Probleme nur bei "sechs, sieben Jahre alten Modellen" dieses Typs aufgetreten. "Unsere Maschinen aber sind ganz neu", sagt Greis. Trotzdem seien alle Q 400 noch einmal "zusätzlich und ausführlich kontrolliert" worden. Das Ergebnis: "Alles in bester Ordnung."Ähnlich sieht das auch die zum Verbund Lufthansa Regional gehörende Fluggesellschaft Augsburg Airways, die sechs Maschinen vom Typ Q 400 in ihrer Flotte hat. "Wir haben keine Indikation, die uns an der Lufttüchtigkeit der Maschinen zweifeln lassen würde", sagt Flugbetriebsleiter Wolfgang Huber.Während die skandinavische SAS nach der Stilllegung mit kräftigen Einnahmeausfällen rechnet, sind die Luxair-Verantwortlichen zuversichtlich, die Q 400-Krise unbeschadet zu überstehen. "Es gibt zwar Kunden, die fragen, ob wir weiterfliegen", sagt Sprecher Paul Greis, "aber Stornierungen gibt es keine."

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