Frage des Preises

TRIER. (len) Mit der Liberalisierung des Welthandels, der Rolle der Familie in der Gesellschaft und dem Umgang mit Flücht-lingen hat sich der Katholikenrat bei seiner Sitzung im Robert-Schumann-Haus beschäftigt. Das Gremium forderte zudem eine stärkere Beteiligung am Umstrukturierungsprozess im Bistum.

In einem Beschluss zum Welthandel appelliert der Katholikenrat an die Bundesregierung, sich von der Politik ungerechter Handeslregu-lierungen und der Liberalisierung nach dem Welthandelsabkommen zu distanzieren. "Alles wird dem Markt geöffnet, die Staaten sollen sich aus den öffentlichen Aufgaben zurückziehen", kritisierte Vize-Vorsitzender Winfried Görgen, der den Diözesan-Caritasverband im Katholikenrat vertritt. "Es ist zu befürchten, dass es eine Frage des Preises wird, ob man sich Wasser oder Bildung leisten kann. Es kann nicht sein, dass der Markt mehr gilt als das schutzbedürftige Individuum." In einem weiteren Beschluss fordert der Katholikenrat mit Blick auf die Politik der Bundesregierung, die Stellung der Familie im Erziehungsprozess anzuerkennen und zu stärken. "Es gibt keinen Weg an der Familie vorbei", sagte Vorsitzender Manfred Thesing. Die Unterbringung von Kindern in Ganztagsschulen könne zwar in einigen Fällen hilfreich sein, dürfe aber nicht zum Idealbild in der Gesellschaft werden. Um Familien finanziell zu unter-stützen, fordert der Katholikenrat ein Familiengeld und die Zahlung von Rentenbeiträgen für Eltern, die sich der Kindererziehung wid-men. "Die Leistung der Familie wird nicht honoriert", sagte Vize-Vorsitzender Christian Heckmann, der den Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) in dem Gremium vertritt. "Das Familiengeld ist eine materielle Leistung, die die Erziehenden den Erwerbstätigen gleichstellt." Auch bei den Ausbildungskosten sollten Familien entlastet werden, etwa durch Lernmittelfreiheit und die Beibe-haltung eines gebührenfreien Stu-diums. Es gelte aber nicht nur, Eltern finanziell zu unterstützen. Auch die Arbeitswelt müsse flexibler gestaltet werden."Wir wollen mitdiskutieren"

Kritik übte der Katholikenrat an der Beteiligung an der Strukturreform im Bistum. "Wenn wir den Prozess mittragen sollen, wollen wir mitdiskutieren und Zeit dazu haben, mitdiskutieren zu können", sagte Thesing. Bis Mitte November solle die Basis Zeit haben, die geplante Umstrukturierung der Dekanate zu diskutieren und eigene Vorschläge einzubringen. Kritik übte der Katholikenrat am Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge. Bei einer Konferenz in Trier sei bekannt geworden, dass, da die Entscheider der Behörde nicht genügend zu tun hätten, Fälle von bereits anerkannten Flüchtlingen wieder überprüft werden sollten. Thesing: "Wir halten das für skandalös im Umgang mit Menschen, die in einer Notsituation zu uns gekommen sind." In drei Jahren wird der Deutsche Katholikentag in Saarbrücken stattfinden. Details wurden am Rande der Sitzung bekannt. Vom 24. bis 28. Mai 2006 werden sich Katholiken aus ganz Deutschland im Saarland treffen. Angedacht sei, einen Teil der Veranstaltungen auf französischem Territorium stattfinden zu lassen, so Görgen. "Es sollen Begegnungen über die Grenze möglich sein."

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