Für eine lebendige Kirche

TRIER. Bischof Reinhard Marx ruft die 1,3 Millionen über 16-jährigen Katholiken des Bistums Trier zum Urnengang auf: Am kommenden Wochenende stellen sich rund 11 000 Ehrenamtliche für die insgesamt 965 Pfarrgemeinderäte zur Wahl. Das Problem vieler Pfarreien: die oft mühselige Suche nach interessierten Kandidaten.

Kaum haben die Vertreter der Evangelischen Kirche den Berliner Bischof Wolfgang Huber gestern als neuen Ratsvorsitzenden auf der Synode in Trier gewählt, stehen im ältesten Bistum Deutschlands auch bei den Katholiken Wahlen an: Am Wochenende (8. und 9. November) kandidieren rund 11 000 Ehrenamtliche in den 965 Pfarreien des Bistums Trier für die Pfarrgemeinderäte. Breites Tätigkeitsfeld

Dabei gestaltet sich die Suche nach Ehrenamtlichen für die rund 7000 Pfarrgemeinderats-Mandate im Bistum zunehmend schwieriger: Zählte das Bistum Anfang der 70er Jahre noch 1,8 Millionen über 16-jährige - und damit wählbare und wahlberechtigte - Katholiken, sind es heute nur noch 1,3 Millionen. Hinzu kommen Priestermangel und die Finanznot der Kirche - rund 80 Prozent der Einnahmen stammen aus der Kirchensteuer. "Ohne Pfarrgemeinderäte wären viele Pfarreien ärmer", mahnt der Trierer Bischof Reinhard Marx. Er betont, dass eine lebendige Kirche auf "Laienverantwortung vor Ort" angewiesen sei und verweist auf das breite Tätigkeitsfeld der Räte, das von Gottesdienst-Gestaltung über Glaubens-Weitergabe bis zu sozial-karitativen Aufgaben und der Organisation von Festen reicht. Mindestens sechs gewählte Vertreter muss jeder Pfarrgemeinderat haben, zur Wahl müssen mindestens neun Kandidaten stehen. Eine Vorgabe, die ein Drittel der Pfarreien im Bistum nicht erreicht, schätzt Wolfgang Meyer, Leiter des Referats Pfarrgemeinde-, Verwaltungs- und Dekanatsräte beim Bischöflichen Generalvikariat in Trier. Denn etwa 300 Pfarrgemeinderäte führen statt der Listenwahl eine Persönlichkeitswahl durch, bei der jeder Wähler die Liste der Kandidaten mit eigenen Vorschlägen so lange ergänzt, bis die Mindestzahl erreicht ist. Durch die Zusammenlegung von Pfarreien, die in der Strukturreform des Bistums (der TV berichtete) forciert wird, haben einige Seelsorge-Einheiten bereits Kräfte gebündelt. So hatte die aus drei ehemals selbstständigen Pfarreien neugegründete Trierer Seelsorge-Einheit St. Matthias keine Probleme, 19 Kandidaten für ihre zehn Mandate zu finden. "Das ist ein gutes Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind", freut sich Veronika Kyll, Mitglied des pastoralen Beirats der Pfarrei. "Bei uns hat die Kandidaten-Suche fast nur durch persönliche Ansprache funktioniert", sagt Peter Zenner, Mitglied im Pfarrgemeinderat der Pfarrei Heidweiler (Kreis Bernkastel-Wittlich). Er engagiert sich seit zwanzig Jahren in dem Gremium, "weil mir die Arbeit Spaß macht und die Chemie zwischen den Leuten stimmt". Bischof Marx stellt in Aussicht, dass im Zuge der Strukturreform die Pfarrgemeinderäte auch mehr Verantwortung übernehmen können, was auch der Katholikenrat auf seiner jüngsten Vollversammlung gefordert hatte. "Das bedeutet aber nicht einfach mehr Arbeit", betont der Bischof. Um die Wähler zu motivieren, veranstalten manche Pfarreien Feste am Wahlwochenende - zuletzt lag die Wahlbeteiligung bei 20 Prozent.

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