Fußball mit Beck

Niederlagen gehören zum Geschäft - im Fußball wie in der Politik. Schmerzlich kann es allerdings werden, wenn die eine der andere auf dem Fuße folgt und Pleiten gleich auf mehreren Feldern eingefahren werden.

Ministerpräsident Kurt Beck, von jüngsten deftigen Wahlschlappen bei weitem noch nicht erholt, durfte den mühevollen, aber vergeblichen Kampf der deutschen Kicker gegen Tschechien bei der Europameisterschaft am Bildschirm im idyllischen Westerwald im Kreise von Journalisten aus der Bundeshauptstadt erleben. Die natürlich absolut fachkundige Schar ("ein gutes Dutzend von insgesamt mehreren Millionen Fußballbundestrainern in der Republik", wie ein Teilnehmer respektlos feststellte), tourte mit dem Regierungschef durch das Handels- und Internet-Land Rheinland-Pfalz. Mit Spannung, "Oooohs" und "Aaaahs" wurde das Spiel verfolgt und mitgefiebert. Mehrfach drängten sich Parallelen zwischen nicht gerade erfolgsverwöhnter nationaler Regierungs-Riege und Fußball-Truppe auf. Wo sind die Führungsspieler, wo der Teamgeist und wer spielt den Ball eigentlich mal geschickt nach vorne? Nach der letzten Serie von Niederlagen stünden beide Teammanager zur Disposition, wurde gewitzelt. Darauf angesprochen, dass er ja auch schon als Schröder-Nachfolger gehandelt werde, gab sich Beck ungewohnt wortkarg: "Dafür kann ich nichts!" Ansonsten fiel ihm manches Elend der Welt ein, was ihn davon abhalten könnte, in die Berliner Sturmspitze zu wechseln. Derweil versuchte die Völler-Mannschaft das tschechische B-Team niederzuringen. Doch als das wahre B-Team entpuppten sich einmal mehr die Deutschen. Nur mit dem Unterschied, dass die Tschechen noch einen A-Kader auf der Bank hatten. Bei aller Sympathie für Bundes-Rudi war auch Beck enttäuscht und analysierte treffend: "Als Bundestrainer hätte ich auch nicht weniger als kein Spiel gewonnen." Die Expertenschar war sich uneingeschränkt einig: Mannschaft zu defensiv eingestellt, zu wenige gute Stürmer, zu Recht ausgeschieden. Wer nicht gewinnt, der muss nach der Vorrunde heimfahren, so einfach ist das. Griechen-Import Otto Rehhagel und der Kaiserslauterer Schiri Markus Merk seien noch im Rennen, letzterer sogar mit guten Chancen, ins Endspiel zu kommen, so Becks schwacher Trost. Nach Völlers Rückzug und heftigen Spekulation um Ottmar Hitzfeld bleibt natürlich noch zu klären: Wer ist in Berlin denn überhaupt noch im Rennen und wer schon draußen?

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