"Geben Sie mir das schriftlich?"

NEUENDORF/OLZHEIM. (fpl) Ortstermin in Olzheim: Die Behörden informierten am Freitag umfassend über die aktuelle Lage gut eine Woche nach dem Gefahrstoff-Unfall vom 1. April, gerieten aber auch unter den Beschuss der Bürger.

"Eine unmittelbare Gefahr für die Bewohner haben wir nicht festgestellt" - "Geben sie mir das schriftlich?" So und ähnlich verliefen viele Dialoge bei der Informationsveranstaltung am Freitag Nachmittag. Aus dem ursprünglich vorgesehenen Pressegespräch war zu diesem Zeitpunkt längst eine Einwohner-Fragestunde geworden: Rund zwei Dutzend Bürger aus Neuendorf und Olzheim hatten sich in den Rasthof Schneifel aufgemacht, um ihrer Wut Luft zu machen, und Klarheit darüber zu verlangen, mit welchen Gefahren oder Beeinträchtigungen sie nach dem Gefahrgut-Unfall vom 1. April rechnen müssen.Schadenssumme deutlich höher

Dabei mühten sich die Vertreter der beteiligten Behörden nach Kräften: Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, der Landesbetrieb Straßen und Verkehr, die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm und weitere Institutionen versuchten, Klarheit in den Schadens-Fall zu bringen. Ihre wichtigsten Mitteilungen: Es werde weiter mit Hochdruck gearbeitet, es bestehe keine Gefahr für Grundwasser und Landwirtschaft, die Wiesen seien nicht belastet, auch die Schadstoff-Werte in den Flüssen seien bislang zurück gegangen - von etwa zwei auf zuletzt 0,2 Milligramm pro Liter. Dennoch sagte SGD-Vertreter Joachim Gerke: "Das ist immer noch zu viel. Nach wie vor sind Reutherbach und Prüm belastet." Und es gebe nachhaltige Schäden im Lebensbereich der Kleintiere. Weil die meisten Käfer, Fliegen und Flöhe gestorben sind, haben sich inzwischen alle Fische verflüchtigt. Statt der anfangs geschätzten 200 000 Euro bewege sich der Gesamtschaden des Unfalls längst im "siebenstelligen Bereich", wie es am Freitag hieß. Nicht eingerechnet sind die zum Teil erheblichen Einnahme-Verluste benachbarter Betriebe - etwa des Rasthofs in Neureuth, der auf Grund der Straßensperrung seit einer Woche radikal vom Durchgangs- und vor allem vom LKW-Verkehr abgeschnitten ist. Adressat für sämtliche Rechnungen ist vermutlich die Versicherung des dänischen Speditionsunternehmens. Die B 51 zwischen Stadtkyll und Olzheim ist am Wochenende wieder frei gegeben, an der Unfallstelle herrscht eine einspurige Verkehrsführung. Ab Montag wird sie allerdings erneut gesperrt, da dann wieder Erdreich abgetragen werden muss. Mit den Arbeiten wollen die Behörden bis Gründonnerstag, 17. April, fertig sein. Zum Osterwochenende soll die Bundesstraße wieder frei gegeben werden.

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