Geduld ist am Ende

Luxemburg will eine bessere Bahnverbindung nach Deutschland. Falls es Richtung Trier nicht funktioniert, dann eben über Merzig nach Saarbrücken. Das macht der luxemburgische Verkehrsminister Lucien Lux im TV-Interview deutlich. TV-Redakteur Bernd Wientjes sprach mit dem Minister in Paris nach der Ankunft des ersten offiziellen TGV von Luxemburg.

 Abfahrt: Zwischen Trier und Luxemburg hapert es im Bahnverkehr. TV-Foto: Archiv/Dieter Lintz

Abfahrt: Zwischen Trier und Luxemburg hapert es im Bahnverkehr. TV-Foto: Archiv/Dieter Lintz

Herr Minister, wie war Ihre erste Fahrt mit Hochgeschwindigkeit nach Paris? Lux: Das war schon ganz schön beeindruckend. Die Eisenbahn ist endlich im 21. Jahrhundert angekommen. Nun versteht wohl auch der normale Bürger, dass Paris gleich hinter Bettembourg liegt. Wo liegen die Vorteile des TGV? Lux: Mit dem TGV sind wir endlich wettbewerbsfähig, wir können ernsthaft die Konkurrenz zu Auto und Flugzeug aufnehmen.Das hat sich der luxemburgische Staat ja auch einiges kosten lassen. Lux: Richtig, wir haben uns mit 145 Millionen Euro an der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke beteiligt. Sicherlich viel Geld für Luxemburg. Aber das macht gerade mal 3,76 Prozent der Gesamtkosten für das Projekt im Osten Frankreichs aus. Im Verhältnis also immer noch ein kleiner Anteil. Man muss aber sehen, dass wir damit nicht nur den schnelleren Anschluss nach Paris bekommen, sondern später auch nach Straßburg. Dorthin wird es künftig mindestens vier TGV geben. Nun müssen wir alles dransetzen, endlich die Bahnverbindung nach Brüssel schneller zu machen. Belgien hat nun 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt zur Sanierung der bestehenden Strecke. Zwar gewinnen wir dadurch nur 20 oder 25 Minuten, aber immerhin. Brüssel ist das eine Sorgenkind, die Bahnverbindung nach Deutschland ist das andere. Lux: Da brauchen wir endlich die politische Einigung zwischen Berlin und Mainz über den Ausbau und die Modernisierung der Strecke Wasserbillig-Trier-Koblenz. Für Luxemburg ist das sehr wichtig, damit wir unseren Platz auf der europäischen Landkarte behalten. Wie ist der Stand der Dinge bei diesem leidigen Thema? Lux: Vor drei Monaten habe ich mich mit dem deutschen Bundesverkehrsminister getroffen, der mir versichert hat, dass von seiner Seite alles klar sei. Auch von der rheinland-pfälzischen Landesregierung hieß es, dass es klarer Wille sei, die Finanzierung des Projektes voranzutreiben. Wir rechnen daher stark damit, dass das jetzt auch konkretisiert wird.Besteht das Angebot Luxemburgs noch, Geld dafür zur Verfügung zu stellen und eventuell vorzufinanzieren? Lux: Bislang gibt es dazu keine Anfrage aus Deutschland. Wir haben in Frankreich gezeigt, dass wir uns die Anschlüsse etwas kosten lassen. Aber bislang liegt weder aus Berlin noch aus Mainz ein Vorschlag in diese Richtung vor. Ich bin aber offen für alle Gespräche. Und falls es Richtung Trier nicht klappt? Es gibt Überlegungen für eine Bahnverbindung Luxemburg-Merzig-Saarbrücken. Lux: Der saarländische Wirtschaftsminister hat ja deutlich gemacht, dass es bis Ende des Jahres eine Machbarkeitsstudie für die Strecke Luxemburg-Merzig-Saarbrücken geben soll. Der Anschluss nach Saarbrücken ist für uns sehr wichtig. Von dort aus bestehen Verbindungen nach Süd- und Ostdeutschland. Wie lange geben Sie der deutschen Seite noch Zeit, bis sich in Sachen besserer grenzüberschreitender Bahnverbindung endlich was tut? Lux: Nicht mehr allzu lange. Meinung Zug ist bald abgefahren Keine Frage: Im Nachbarland Luxemburg ist man sauer auf die Deutschen. Man ist nicht mehr länger bereit, sich in Sachen grenzüberschreitende Bahnverbindung hinhalten zu lassen. Selbst das Angebot, dass das Großherzogtum notfalls ohne Deutschland die Strecke Trier-Luxemburg saniert und die Kosten vorfinanzieren würde, hat man in Mainz und Berlin kommentarlos verstreichen lassen. Das ist anstandslos, kein Zeichen für gut nachbarschaftliche Beziehungen. Irgendwann ist der Zug abgefahren. Luxemburg meint es ernst. Die Schienenverbindung über Merzig nach Saarbrücken wird bei den Nachbarn bereits als echte Alternative zum Bummelzug nach Trier gesehen. Dass man dafür bereit ist, auch Geld in die Hand zu nehmen, haben die Luxemburger bei der TGV-Strecke gezeigt. b.wientjes@volksfreund.deExtra Seit sieben Jahren wird über eine bessere Bahn-Anbindung Luxemburgs an das Saarland gesprochen. Damals wurde bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Geplant war damals eine Direktverbindung von Saarbrücken über Metz nach Luxemburg. Als kürzlich der Merziger Oberbürgermeister Alfons Lauer den Vorschlag einer Tram-Verbindung von Merzig nach Saarbrücken machte, wurde er dafür zunächst aus dem saarländischen Wirtschaftsministerium heftig geprügelt. Die 500 Millionen Euro für den Neubau der Strecke seien nicht finanzierbar. Jetzt soll aber bis Ende des Jahres geprüft werden, ob die Verbindung überhaupt Sinn hat. Luxemburg hat offenbar signalisiert, sich an den Kosten zu beteiligen. Die saarländische Linkspartei schlug vor, die Züge von Saarbrücken nach Trier in Konz-Karthaus zu teilen und einen Teil nach Luxemburg weiterfahren zu lassen. (wie)

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